Alpbach

Firmen wollen weiter billiges Geld

Geht es nach den Managern österreichischer Unternehmen, könne die expansive Geldpolitik fortgeführt werden.

Die Zinswende ist in den USA längst in vollem Gange, und zuletzt hat die Europäische Zentralbank das Ende der ultralockeren Geldpolitik für den Euroraum eingeleitet. Sie hat den Leitzins im Juli von null auf 0,5 Prozent angehoben. Weitere Zinsschritte werden erwartet. Damit soll der rasanten Teuerung Einhalt geboten werden. Für die Wirtschaft kann das negative Auswirkungen haben: Höhere Zinsen führen dazu, dass weniger Kredite vergeben werden und weniger investiert wird, die Folge ist eine Abkühlung der Konjunktur.

Entsprechend skeptisch sehen die österreichischen Unternehmen die geldpolitischen Umwälzungen. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte hat 225 Manager österreichischer Firmen zu ihrer Einschätzung der wirtschaftlichen Lage befragt. Ein Ergebnis war, dass eine große Mehrheit der Führungskräfte weiterhin „Easy Money“ haben wolle, sagt Herbert Kovar, Experte für Steuerrecht bei Deloitte. „Den Unternehmen ist die Konjunktur wichtiger als die knallharte Inflationsbekämpfung.“

Mehr Planbarkeit gewünscht

Konkret wurden die Manager dazu befragt, welche Maßnahmen sie für die Reduktion der Staatsschulden am sinnvollsten halten. 27 Prozent gaben an, dass die Staatsschulden durch Steuererhöhungen reduziert werden sollten. 73 Prozent sagten, zur Reduktion der Staatsschulden sollte weiterhin auf expansive Geldpolitik gesetzt werden. Wenn schon neue Steuern, dann befürworten die Befragten am ehesten ökologische Steuermaßnahmen. Gefolgt von Vermögens- und Erbschaftssteuern.
Ganz grundsätzlich wünschen sich die befragten Manager Erleichterungen in der österreichischen Steuerlandschaft. Fast 90 Prozent sehen das heimische Steuerumfeld als Herausforderung. Vor allem häufige Gesetzesänderungen, unklare oder widersprüchliche Interpretationen durch die Finanzverwaltung und unsichere politische Verhältnisse verunsichern die Unternehmen.

Das komplexe Steuersystem und die hohen Abgaben würden das Wirtschaften in Österreich schon lange erschweren und seien „ein klarer Standortnachteil“, sagte Kovar. Dabei wären gerade jetzt angesichts der geopolitischen Lage Stabilität und Planungssicherheit essenziell.

Höhere Prämie für Forschung

Als Beispiel für die mangelnde Planungssicherheit nannte Kovar die Verschiebung der CO2-Bepreisung von Juli auf Oktober 2022. Ein Viertel der Befragten beurteilte die Verschiebung mit „Nicht Genügend“. Vor drei Jahren wurden in der Befragung Maßnahmen zur Ökologisierung des Steuersystems in den Unternehmen noch als eher unwichtig betrachtet. Mittlerweile hat die Stimmung gedreht: Heute halten 55 Prozent der Manager solche generell für notwendig. Als Beispiel nannte Kovar die bereits bestehende Forschungsprämie, die man erhöhen könnte – weil sie „das Instrument für Innovation“ sei. Die Unternehmen „wissen, dass sie sich für die Zukunft wappnen müssen.“

Ganz oben auf der Wunschliste der Manager steht eine Senkung der Lohnnebenkosten, damit den Arbeitnehmern mehr Netto vom Brutto bleibe. Das könne gegen die aktuellen personellen Knappheiten auf dem Arbeitsmarkt helfen.

Die von der Regierung beschlossene Abschaffung der kalten Progression ab 2023 begrüßten die Manager als Mittel zur Abfederung der Inflation. Keine Priorität räumten sie einer Preisbremse für Energiekosten der Unternehmen ein.

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