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In Italien tobt der Klassenkampf – um die Pizza

(c) IMAGO/Antonio Balasco (IMAGO/Antonio Balasco)
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Wie viel muss eine gute Margherita kosten? Und darf man ein Symbol des Egalitarismus mit Blattgold belegen?

Fünfundsechzig Euro: Mit dieser Provokation hat alles angefangen. Zu diesem Preis offeriert Flavio Briatore, Ex-Rennstallbesitzer und Ex-Lover von Supermodels wie Heidi Klum oder Naomi Campbell, in seiner neuen Luxus-Kette „Crazy Pizza“ eine solche, mit spanischem Edelschinken belegt. Die Version mit Trüffeln kommt auf 49 Euro, die schlichte Margherita auf 15. So viel müsse sie kosten, wenn die Zutaten exzellent sind, dozierte der Hauptlieferant von Statussymbolen für Italiens Reiche und Schöne. Es folgten: Empörung der neapolitanischen Pizzabäcker, spontane Massenproteste und ein mit allen nur erdenklichen Zutaten belegtes Sommerthema. Ende nicht absehbar, der Holzofen ist noch glühheiß.

Würdigen wir das ideologische Gewicht dieser „Polemica“: Die neapolitanische Pizza ist nicht nur (seit 2017) immaterielles Weltkulturerbe. Sie gilt vor allem als kulinarisches Symbol des Egalitarismus: ein hochwertiges, wohlschmeckendes Gericht, das sich gleichwohl jeder leisten kann, zu sechs Euro für die Margherita. „Vor einer Pizza sind alle gleich“, predigt ihr Großmeister Sorbillo, der Wortführer der Briatore-Gegner, vor dessen Laden jeden Tag Hundertschaften Schlange stehen – Beamte, Arbeitslose, Pensionisten, Kinder.

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