Debatte um Winnetou-Film

"Viele kennen sich total wenig mit dem Werk Karl Mays aus"

Der neue Kinderfilm „Der junge Häuptling Winnetou“ hat eine Debatte ausgelöst.
Der neue Kinderfilm „Der junge Häuptling Winnetou“ hat eine Debatte ausgelöst.(c) Constantin Film
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Es wird wieder über den deutschen Autor gesprochen. Er "war einer, der den Kolonialismus extrem kritisch analysiert und verdammt hat“, sagt der Direktor des Karl May Museums.

Eigentlich geht es in der aktuellen Debatte zu Winnetou nicht um Karl May. Sondern um die Frage, ob man mehr als hundert Jahre nach dessen Tod das Leben von Indianern noch genauso inszenieren kann, wie es in den Büchern des Sachsen fühlbar ist. Trotzdem wird nun auch wieder über den Schriftsteller gesprochen, dessen Bücher viele Generationen verschlangen.

Dabei beklagt der Direktor des Karl May Museums in Radebeul, Robin Leipold, das mangelnde Wissen zu dem 1842 geborenen Schriftsteller. Naturgemäß, könnte man sagen.: "Ich habe das Gefühl, viele kennen sich total wenig mit dem Werk Karl Mays und der Person Karl Mays aus“. Der deutsche Autor habe sich seinerzeit klar gegen den Kolonialismus in der wilhelminischen Kaiserzeit gestellt und für den Frieden eingesetzt - und dies auch in seinen Werken propagiert.

Kind seiner Zeit

Die Debatte um die stark Winnetou-Kinderbücher von Ravensburger hält er für überzogen. "Er war einer der frühen Pazifisten im deutschen Kaiserreich, er war einer, der den Kolonialismus extrem kritisch analysiert und verdammt hat", erklärte der Museumsdirektor. May (1842-1912) müsse als Kind seiner Zeit gesehen werden.

Die Firma Ravensburger hatte Mitte August wegen Rassismus-Vorwürfen angekündigt, die beiden Bücher "Der junge Häuptling Winnetou" zum gleichnamigen Film sowie ein Puzzle und ein Stickerbuch aus dem Verkauf zu nehmen. In einem Instagram-Post begründete das Unternehmen dies mit dem Feedback der Nutzer, das gezeigt habe, "dass wir mit den Winnetou-Titeln die Gefühle anderer verletzt haben". Immer wieder war in der aktuellen Debatte von kultureller Aneignung die Rede.

Aus heutiger Sicht rassistische Elemente

Natürlich sei eine gesunde Kritik berechtigt. "In der Frühphase seines Schreibens hat Karl May sicherlich (...) gewisse rassistische oder aus heutiger Sicht rassistische Elemente mit drinnen gehabt, die heute tatsächlich so zu kritisieren sind". Allerdings hätten sich seine Bücher und Figuren im Laufe der Zeit gewandelt.

Der Historiker halte die Reaktion von Ravensburger für unpassend. "Das ist auch irgendwie für mich scheinheilig, sie tun so, als würden sie sich der Debatte annehmen, tun es aber gar nicht". Statt die Werke vom Markt zu nehmen, hätte man lieber auch Geschichten von indigenen Autoren in den Buchhandel integrieren sollen.

Die Kritik hatte sich zunächst an der gleichnamigen Verfilmung entbrannt, weil der Film rassistische Vorurteile bediene und eine kolonialistische Erzählweise nutze. Der Film kam am 11. August in die Kinos.

(APA/dpa)

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