Das Präsidentenpaar am 19. Juli 2018, dem 39. Jahrestag der sandinistischen Revolution.
Nicaragua

Die Schrecken des Ortega-Clans

Die Regierung in Nicaragua geht mit harter Hand gegen Andersdenkende vor. Präsident Daniel Ortega und seine Gattin, zugleich Vizepräsidentin des Landes, bringen jetzt auch ihre letzten Kritiker zum Schweigen: die Spitzen der katholischen Kirche. Über den Wandel eines linken Revolutionsführers zum autoritären Machthaber und den Verrat an alten Idealen.

Rolando Álvarez ist in den sozialen Medien sehr aktiv. Dort begleitet man ihn auf Prozessionen, bei kirchlichen Zeremonien und auf Treffen mit der Jugendvertretung. Man sieht ihn beim Rosenkranzbeten, bei Segnungen und bei der Verkündung des heiligen Wortes. Doch seit zwei Wochen ist es ruhig um den Bischof von Matagalpa geworden. Er ist nicht mehr auf den Fotos zu sehen oder auf den Videos, richtet keine Worte an seine Gemeinde. Bischof Rolando Álvarez wurde verhaftet.

Zuvor war die Bischofsresidenz 15 Tage lang von der Polizei umstellt, die Straßen, die zu ihr führen, wurden abgesperrt, Gläubige daran gehindert, die Sonntagsmesse zu besuchen. Ein Video zeigt Álvarez, wie er vor den bewaffneten Sicherheitskräften auf dem Boden kniet und mit erhobenen Händen um Barmherzigkeit bittet. Es ging um die Welt. „Ich wollte hinaus in die Kathedrale, um die Heilige Messe zu halten, aber offenbar erteilen mir die übergeordneten Behörden keine Erlaubnis dafür“, sagt er in einer anderen Aufnahme. Er stimmt einen Gesang an, gibt den Polizisten seinen Segen. Dann schließen sich die Türen.

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