Die innere Uhr und die äußere Auszeichnung

Uhrengala 2010
Uhrengala 2010(c) (Teresa Zötl)
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Uhrmacher und Uhrenliebhaber, altbekannte und neue Namen: „Die Presse“ lud zur Uhrengala in die Wiener Hofburg. Gekommen sind auch drei Jungtenöre.

Gibt es die so oft zitierte „innere Uhr“? Oder nicht? Zumindest stand sie nicht an jenem Donnerstagabend im Mittelpunkt, an dem „Die Presse“ zur Uhrengala eingeladen hatte. Denn dazu brachten die Gäste ihre richtigen Uhren mit – die viel bewundert und vor allem ausgezeichnet wurden. Bereits zum 15. Mal fand die Gala statt. Ein Jubiläum – und Zeit für „Zeitenblicke“ und eine kleine filmische Rückschau über die Galas der vergangenen Jahre. Die Entstehung des kleinen Films war allerdings nicht ganz einfach, wie Martin Traxl, gemeinsam mit Uhrenexperte Alexander Linz einer der Moderatoren des Abends, konstatierte: „Von den Anfangsjahren gibt es im Archiv der „Presse“ nicht mal Fotos. Wahrscheinlich hat man nicht erwartet, dass das so ein Dauerbrenner wird.“ Schließlich wurden doch einige Fotos gefunden, und mit den „Zeitenblicken“ begann die Gala 2010. Und ja, ein Dauerbrenner und ein Fixpunkt in der Branche ist die Uhrengala wirklich geworden.

So haben sich heuer rund 300 Gäste im Großen Redoutensaal in der Wiener Hofburg eingefunden. Bevor saftige Steaks mit Püree und grünen Spargelspitzen auf die Tische kamen, wurden die Uhren des Jahres gekürt: In jeder Kategorie gab es zwei Gewinner – einer wurde in Wien gewählt, einer in München. Die Wahl hat vor allem eines gezeigt: Die Geschmäcker der Österreicher und Deutschen sind durchaus verschieden. Eine Marke, die in beiden Ländern großen Anklang fand, ist Lange & Söhne. Walter Lange, der 86-jährige Grandseigneur der Uhrenwelt, war auch anwesend – er ist schließlich Stammgast. Nur ein einziges Mal hat er gefehlt, und das mit gutem Grund: 2000 fand zeitgleich zur „Presse“-Gala das zehnjährige Jubiläum der Wiedereröffnung von Lange & Söhne statt.

(c) teresa Zötl

Die Marke Lange hat, wie der Name schon impliziert, eine lange Geschichte. Gegründet vor zwei Jahrhunderten, wurde sie zwischendurch aufgelöst und neu gegründet. Was sich seither aber nicht verändert hat, ist der Geschmack der Kunden. „Unsere Kunden“, so Lange, „sind Leute, die technisch versiert sind und Freude an der Technik haben. Eine Lange-Uhr trägt man nicht zum Protzen.“ Zudem müsse das Design zeitlos sein, „die Uhren kosten ja ein paar Euro“.

Anspruchsvolle Kunden hat allerdings nicht nur Herr Lange. Alle Uhren, die an diesem Abend ausgezeichnet wurden, bestechen durch Intelligenz und Eleganz. Mehr über die Kunden – eigentlich die Kundinnen – weiß auch Thomas Koblmüller von Chopard: „Wir schauen uns die Frauen an, schauen in ihre Augen und wissen, was sie sich wünschen.“ Klingt gewagt, scheint aber richtig zu sein: In der Kategorie „Femininer Luxus“ gewann Chopard in Wien. Dass die Abstimmung für die Unternehmen ein wichtiger Maßstab ist, darin waren sich alle Gäste einig. Dass sich die Abstimmung auch für die Kunden rentiert hat, das zeigte der Publikumspreis, der an drei Uhrenliebhaber verliehen wurde. Den ersten Platz erhielt der Richter und Lehrer Herbert Gassner aus Eisenstadt. Sein Gewinn? Eine Armbanduhr, Marke nach eigener Wahl. Gassner entschied sich für Jaeger-LeCoultre – und schwärmte derart von seiner Wahl, dass Traxler meinte: „Wenn Sie so weiterreden, bekommen sie eine zweite Uhr.“

(c) Teresa Zötl

Die abenteuerlichste Anreise

Später holte Gassner ein Blatt Papier hervor, auf dem er sich gut leserlich ein Paar Notizen zu Jaeger-LeCoultre gemacht hatte: 350 Patente, gegründet 1883 und Produzent der kleinsten Uhr für Frauen. „Mich faszinieren Rekorde“, so Gassner „und was die Schweiz als offizielles Staatsgeschenk gibt, kann nicht falsch sein.“ Auf das „Staatsgeschenk“ darf sich nun Gassners Sohn freuen, dem der Gewinner die Uhr weiterschenken möchte.

Hätte es auch einen Preis für die abenteuerlichste Anreise zur Uhrengala gegeben, hätte dieser getrost an Anne-Kathrin Strömer, Marketingmanagerin von Breitling, verliehen werden können. Ihr Flugzeug von Frankfurt hob zwar ab (Gaetano Russo von LVMH hielt der Schneesturm in Frankfurt fest) – aber ihr Flug wurde zuerst umgeleitet und ihr Koffer kam gar nicht erst an. Gut gelaunt war Strömer trotzdem: „Ohne Koffer – aber mit Uhr.“ Schließlich sei die Gala eine „einmalige Veranstaltung“, bei der kaum jemand von der Branche fehle. Und sie hatte – wenn auch nur kurz – Gelegenheit für eine kleine Sightseeing-Tour durch die Stadt an der Donau.

(C) Teresa Zötl

Zwischen den Preisverleihungen trat das Trio InCanto gleich zweimal auf – und zeigte, was es von Lehrer Luciano Pavarotti gelernt hat. Abgesehen von den großen Momenten auf der Bühne freuten sich wohl jene Gewinner am meisten, die nicht zu den bekannteren Marken zählen. So auch die Repräsentanten von Corum. Ihre Kunden lieben auffallende Produkte, die nicht dem Mainstream entsprechen, sagte Marketingchefin Iris Messner-Teriet. Und zeigte auf ihr Handgelenk mit der preisgekrönten Uhr („Femininer Luxus“ in München). Sie ist tatsächlich ein Schmuckstück – und scheint für jene gemacht zu sein, die bisher nur ihrer „inneren Uhr“ vertraut haben: Das Gehäuse ist ganz transparent und zeigt der Trägerin die „innere Uhr“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.12.2010)

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