Proteste

Iranische Studentinnen zu Raisi: "Verschwinde"

Bei seinem Besuch der Universität in Teheran zitierte Präsident Raisi ein Gedicht, in dem Randalierer mit Fliegen gleichgesetzt werden.

Die nach dem Tod der 22-jährigen Kurdin Mahsa Amini ausgelösten Proteste im Iran halten weiter an. Bei einem Besuch von Präsident Ebrahim Raisi an der Universität in Teheran riefen ihm Studentinnen zu "Verschwinde". Das zeigt ein Video, das auf dem Twitter-Account von "1500tasvir" veröffentlicht wurde. Raisi zitierte bei seiner Ansprache an Studenten und Professoren der Alsahra Universität in Teheran ein Gedicht, in dem Randalierer mit Fliegen gleichgesetzt werden.

"Sie gehen davon aus, ihre teuflischen Ziele in Universitäten umsetzen zu können", hieß es im Staatsfernsehen. Doch Studenten und Professoren seien auf der Hut und ließen das nicht zu.

Die iranische Menschenrechtsgruppe Hengaw teilte mit, nach einem Aufruf zu Massendemonstrationen für Samstag habe es in vier Städten Demonstrationen und Streiks gegeben. In den kurdischen Städten Saqez und Sanandaj hätten Sicherheitskräfte auf Demonstranten geschossen und Tränengas eingesetzt.

Widersprüchliche Berichte über getöteten Autofahrer

In der westiranischen Stadt Sanandaj soll ein Autofahrer während einer Demonstration durch einen Kopfschuss getötet worden sein. Zu dem Vorfall gab es widersprüchliche Angaben von offizieller Seite und Kritikern der Führung. Nach Darstellung des örtlichen Polizeichefs wurde der Mann von einem Demonstranten getötet. Die Behauptungen der Demonstranten, der Autofahrer sei von Sicherheitskräften angeschossen worden, seien grundlos, sagte der Polizeichef laut Nachrichtenagentur Tasnim.

In sozialen Medien war von Unterstützern der Proteste zu lesen, dass der Mann in seinem Auto als Zeichen der Solidarität mit den Protesten gehupt habe und daher von der Polizei in den Kopf geschossen worden sei. Die Sicherheitskräfte gingen schlimmer vor als die Terrorgruppe Islamischer Staat, so der Vorwurf in einigen Posts. Auch Bilder von dem getöteten Autofahrer wurden in den sozialen Medien verbreitet.

Die Kurdin Amini war am 13. September in Teheran festgenommen worden, weil sie gegen die Regeln zum Tragen eines Kopftuchs verstoßen haben soll. Drei Tage später starb sie. Zu den Umständen ihres Todes gibt es widersprüchliche Angaben. Nach staatlichen Angaben kam ein Gerichtsmediziner zu dem Schluss, Amini sei nicht durch Schläge in Polizeigewahrsam, sondern infolge einer Vorerkrankung gestorben.

Der Tod der jungen Frau hat eine landesweite Protestwelle losgetreten, die sich längst auch gegen die Führung des Landes und die Einschränkung der Freiheitsrechte insgesamt richtet. Bürgerrechtsgruppen zufolge kamen bei den Protesten mehr als 150 Menschen ums Leben, Hunderte wurden verletzt, Tausende wurden festgenommen. Die iranische Regierung macht seine Feinde - darunter die USA - für die Proteste verantwortlich. 20 Sicherheitskräfte seien dabei getötet worden.

Am Samstagnachmittag fand auch in Wien eine Solidaritätskundgebung für die Menschen im Iran statt. Mehr als 3000 Menschen haben daran teilgenommen. 

(APA/DPA)

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