Roman

Räuber! Mörder! Kinder!

In seinem Roman „Die leuchtende Republik“ führt Andrés Barba auf surreales Terrain und stellt zentrale moralische Fragen über unsere gesellschaftliche Ordnung.

Eine Szene, die im Gedächtnis bleibt: Ein hagerer Mann eilt durch Flure eines ominösen Gerichts, während ihn eine Meute Kinder verfolgt. Was schon in Kafkas groteskem Romanfragment „Der Prozess“ verstörend anmutet, hat Orson Welles in seiner gleichnamigen Filmadaption schauerlich in Szene gesetzt. Josef K., der nie den rätselhaften Grund seiner Anklage erfahren wird, sieht sich in dem Bretterverschlag des Malers Titorelli den Blicken seiner infantilen Hetzer ausgesetzt. Eines ähnlichen Settings bedient sich nun der 1975 in Madrid geborene Andrés Barba in seinem neuen Roman. Unter drückender Tropenhitze werden die Bewohner des Städtchens San Cristóbal ebenso von unbekannten Heranwachsenden heimgesucht. Sie sprechen eine eigene Sprache, sie rauben, morden – und verschwinden nach ihren Vandalenakten stets spurlos.

Wie also umgehen mit den nicht strafmündigen Tätern?, fragt sich der Ich-Erzähler, seinerseits Leiter der örtlichen Sozialbehörde, in der Rekapitulation der zurückliegenden Ereignisse. Nachdem er und die übrigen Behördenvertreter erfolglos den Dschungel durchforstet haben und bald darauf auch Kinder der Bevölkerung abgetaucht sind, erhalten sie endlich den erhofften Hinweis. Es gilt, die Kanalisation zu inspizieren, wo sie unversehens auf ein unterirdisches Reich treffen. Noch bevor sie allerdings der Gesuchten habhaft werden, geschieht ein alles veränderndes Unglück.

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