Start-ups

„Mit Jammern werden wir nicht weiterkommen“

(c) Clemens Fabry
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Mit Österreichs erstem digitalen Bauernmarkt erfüllt Theresa Imre die Wünsche des Markts und bringt außerdem Produzenten und Konsumenten zusammen.

Es erfordere schon eine Menge Mut, ein Unternehmen hochzuziehen, das nicht zwingend das Potenzial hat, „ein Super-Unicorn“ zu werden, sagte Theresa Imre, die in der Kategorie Start-ups bei der Austria-Gala als Österreicherin des Jahres ausgezeichnet wurde. Denn „es ist als Frau noch immer nicht so leicht zu gründen“. Sie hatte es trotzdem gewagt: Imre gründete mit Markta.at eine Alternative zum globalen Handel von Lebensmitteln, um Zugang zu hochwertigem, regionalem Essen zu ermöglichen. „Man muss durchhalten können und, wie wir bei Markta sagen, die Eier dafür haben“, meinte sie in ihrer Dankesrede in Anspielung an einen ihrer Claims. „Mutig sein, denn mit Janmern werden wir nicht weiterkommen.“ Sie habe aber auch Glück gehabt, sagte Imre, und viele Menschen, die sie unterstützt haben und unterstützen und sie immer wieder aufgerichtet und ihr gesagt haben: „Du schaffst das.“ Und mit dieser Unterstützung – so kündigte sie in den Sofiensälen mit der Trophäe in der Hand an – „schaffe ich noch ganz viel mehr da draußen“.

Diesen Veränderungs- und Gestaltungswillen lobte auch Gabriele Tatzberger. Die Direktorin Start-up-Services der Wirtschaftsagentur Wien, die den Preis überreichte, betonte, dass die rund 2800 österreichischen Start-ups – die Hälfte davon hat ihren Sitz in Wien – oft sehr revolutionäre, risikobehaftete Ideen verfolgen. Das manche dieser Ideen scheiterten, überrasche nicht. Allerdings überrasche, dass das nach wie vor als schrecklich empfunden, werde. Dabei, sagte sie, würden Menschen, „auch wenn sie scheitern, sehr viel lernen“.

»Mit dieser Unterstützung schaffe ich noch ganz viel mehr da draußen.«

Theresa Imre, CEO Markta.at



Viel gelernt auf ihrem bisherigen Weg hat auch Theresa Imre. Im März 2018 schuf sie mit dem digitalen Bauernmarkt eine neue Plattform für regionale Lebensmittel. Kunden können ein Vollsortiment aus Hunderten regionalen und saisonalen Lebensmitteln sowie Haushaltswaren einfach und bequem online bestellen. Heute umfasst Markta mehrere Tausend Produkte von unterschiedlichen Klein- und Familienbetrieben aus der Region. Regional bedeutet, dass die Betriebe im Schnitt 13,5 Kilometer vom Logistikzentrum im 9. Bezirk in Wien entfernt sind. „Kurze Wege schonen die Umwelt und ermöglichen frischesten Lebensmittelgenuss“, sagt sie. Daher sei wichtig, dass es keine Zwischenhändler gibt. So bekommen die Produzenten zwei Drittel des Kaufpreises.

Die gebürtige Steirerin und Wahl-Ottakringerin hat mit Österreichs erstem digitalen Bauernmarkt die Wünsche des Markts erkannt und erfüllt: jene nach Regionalität, jene nach höchster Qualität, jene nach Online-Lieferservice. Die Bestellungen werden im Markta-Logistikzentrum in Wien verarbeitet, damit die gesamte Bestellung bei den Kunden auf einmal und in nur einem Paket ankommt. Und noch einen Wunsch erfüllt die 32-Jährige: jenen, die Produzenten und Konsumenten über das Produkt direkt in Kontakt zu bringen. Das gelingt mit diversen Pop-up-Märkten. So wie beispielsweise bis Sonntag, 23. Oktober, beim Bauernmarkt unter Palmen, der im Palmenhaus im Wiener Burggarten stattfindet.

Finalist in der Kategorie Start-ups war auch Johannes Braith, CEO von Storebox. Er und sein Team – mehr als die Hälfte ist weiblich, bei den Führungskräften liegt der Frauenanteil über 60 Prozent – bieten digitalisierte Selfstorage-Lösungen und Lager-Infrastruktur für die Last Mile im urbanen Raum mit aktuell rund 160 Filialen in Österreich, Deutschland, Luxemburg und der Schweiz. Rund 60 Mitarbeitende aus elf Nationen sind aktuell beschäftigt – bis Jahresende sollen es 100 sein, sagt Braith, der mit 17 Jahren das Gymnasium gegen drei Lehrberufe – Speditionskaufmann, Speditionslogistiker, Lagerlogistiker – eingetauscht hatte. Später studierte er Logistik und Transportmanagement. Zurzeit ist er Doktorand an der TU Wien.

Ins Finale eingezogen war auch Lisa-Marie Fassl, die mit ihrem Netzwerk Female Founders Frauen ermuntert, sich unternehmerisch mehr zu trauen und größer zu denken. Nach wie vor, sagt sie, sei die Szene sehr männerdominiert. Besonders dort, wo es sich um technische oder digitale Produkte dreht. „Technologie“, sagt sie, „soll das Leben aller verbessern. Folglich ist es wichtig, dass die Teams in diesen Start-ups divers zusammengesetzt sind.“

Um mehr Frauen in die Gründerszene zu holen, rief sie 2016 mit Kolleginnen die Plattform Female Founders ins Leben. Der gehören, verteilt über Europa, mittlerweile rund 56.000 Frauen an, die entlang ihrer unternehmerischen Karrieren – von der Findungsphase über die Gründung, hin zum Wachstum bis zum Exit – begleitet werden. „Es braucht unternehmerische Personen“, sagt Fassl, die „Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit“ verknüpfen.

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