In Ohio läuft gerade ein Experiment: Was, wenn sich ein demokratischer Kandidat offen von Präsident Biden abwendet? Bei den Midterms probiert es Tim Ryan. Und sein Gegner J. D. Vance? Der wird von Peter Thiel unterstützt.
Es ist ein Klischee, und wie jedes Klischee hat auch dieses ein Fünkchen Wahrheit in sich. Die Amerikaner sind Meister darin, sich selber zu vermarkten. Personal branding nennt man das, und in einer Gesellschaft, die das Individuum zum Höchsten auserkoren hat, ist es überlebensnotwendig, um durchzukommen. Das ist so sehr der Fall, dass die „New York Times“ erst vergangene Woche einen Ratgeber für junge Menschen veröffentlicht haben: Was tun, wenn die ganze Mühe um die Marke zum Burnout führt?
Tim Ryan könnte dazu wohl ebenfalls einiges erzählen. Seine Karriere begann an der Highschool, dort war er Football-Star, bis ihn eine Verletzung in die Knie zwing. Doch die Erfahrung, erzählte Ryan 2016 in einem Podcast (Thema: die Praxis der mindfulness, Achtsamkeit), habe ihn dazu gebracht, die öffentliche Bühne auch als Erwachsener zu suchen Nach einem Jus-Abschluss wurde Ryan in seinen 20ern demokratischer Berufspolitiker: zuerst im Senat von Ohio, seinem Heimatbundesstaat; 2002 holte er sich überraschend einen Sitz im Repräsentantenhaus. Mit 29 Jahren ging es für Ryan in den Kongress, und dort ist er seitdem verblieben. Jetzt will er allerdings die Kammern wechseln: Ohio sucht einen neuen Senator, und Ryan tritt an.