Beim traditionellen Elektropop-Label Mute veröffentlicht die New Yorkerin Margaret Sohn vulgo Miss Grit demnächst ihr erstes Album, „Follow the Cyborg“.
Miss Grit: „Follow the Cyborg“. In dieser Zeit des Vintage-Irrsinns, in der die Popkultur stakkatoartig von einem Revival ins nächste hüpft, ist es kein Wunder, dass sich auch die Figur des Cyborg unter die Wiedergänger reiht. Für die unschuldige Jugend: Cyborg nannte man in den 1980er- und 1990er-Jahren einen Maschinenmenschen und gruselte sich dabei rechtschaffen. Das gelang, weil das Konzept, so kindisch es oft präsentiert wurde, das Leib-Seele-Problem auf neue Weise anschaulich machte. Das weiß die spätgeborene Miss Grit – und entdeckt sich in diesem Song, ihrem Cyborg folgend, als ihr eigener Geist („ghost“, nicht „mind“ oder „spirit“). „I was born to pose“, singt sie eingangs und erklärt treuherzig: „I'm a living girl.“ Was naturgemäß von betont technischen Klängen hinterfragt wird, denen man gerade noch anhört, dass sie vor zwei Generationen unheimlich klangen. Heute klingen sie anmutig. Schöne alte neue Welt.
Den Song der Woche küren allwöchentlich Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter
(„Die Presse“) sowie Michaela Pichler und Christoph Sepin (Radio FM4). Zu hören ist er am Sonntag zwischen 19 Uhr und 21 Uhr auf FM4. Weitere Infos auf www.diepresse.com/songderwoche und fm4.ORF.at.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.11.2022)