Das Klimt-Gemälde „Tod und Leben“ wurde Ziel einer Protestaktion der sogenannten Letzten Generation: Sie schütteten „ungiftiges Fake-Öl“ auf das Bild und klebten sich im Leopold Museum fest.
Erst vor wenigen Tagen wurde ein Aktivist der sogenannten Letzten Generation auf oe24.tv gefragt, ob auch in Wien Kunstwerke Ziel einer Protestaktion würden. Nun hat die Aktivistengruppe im Wiener Leopold Museum eine solche durchgeführt: Zwei Aktivisten schütteten eine schwarze, ölige Flüssigkeit auf das Gemälde „Tod und Leben“ von Gustav Klimt und klebten sich danach dort fest. Das teilte die Letzte Generation in einer Aussendung mit.
Bei der Flüssigkeit handelt es sich dem Aktivisten Florian Wagner zufolge um „ungiftiges Fake-Öl“, das in einer Wärmeflasche in das Museum gebracht wurde. Mit der Aktion will die Letzte Generation Aufmerksamkeit für ihre Forderungen generieren: nämlich „sinnvolle Sparmaßnahmen – etwa Tempo 100 auf der Autobahn – anstelle neuer Öl- und Gasbohrungen, und ein Ende schmutziger Sponsoring-Deals mit der Fossilindustrie“.
Beschädigt wurde das Kunstwerk dabei nicht, aber Sicherheitsrahmung, Glas sowie Wand und Boden. Hans-Peter Wipplinger, Direktor des Leopold Museums, bezeichnete die Anliegen der Klimaaktivisten zwar als berechtigt, "aber der Angriff auf Kunstwerke ist definitiv der falsche Weg, um das angepeilte Ziel, die Verhinderung des prognostizierten Klimakollaps", umzusetzen. Museen seien bewahrende Institutionen und ein Paradebeispiel für Nachhaltigkeit. Er appellierte an die "Letzte Generation", andere Wege für das Kundtun ihrer Anliegen zu finden.
Anlässlich des Leopolditags gab es im Leopold Museum freien Eintritt, als Sponsor trat die OMV auf. Trotz genauer Kontrollen - so mussten etwa Taschen abgegeben werden -, hätten die Aktivisten die Flüssigkeit in der Wärmflasche unter ihrer Kleidung ins Museum geschleust. Polizei und Rettung seien in kürzester Zeit vor Ort gewesen und haben die Daten der Aktivisten aufgenommen, hieß vom Museum.
Neben Wagner hat sich auch der Student Lorenz Trattner festgeklebt. Er kritisiert, dass fossile Firmen wie die OMV immer noch versuchen, sich durch Kunst- und Kultursponsoring ein gutes Image zu verpassen.
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Museumsbund richtet Appell an Aktivisten
Der Museumsbund, eine Dachorganisation, die für alle österreichischen Museen arbeitet, hat sich unterdessen mit einem Offenen Brief an die Mitglieder der Letzten Generation gewandt: Er „richtet den dringenden Appell an alle Klimaaktivist:innen, insbesondere jene der Letzten Generation, in ihren eine große öffentliche und mediale Aufmerksamkeit suchenden Aktionen alles zu unterlassen, was den Erhalt des Natur- und Kulturerbes und auch die Rolle der Museen als Bildungs- und Lernort gefährdet“, heißt es in dem Brief. Befürchtet werden stärkere Zugangskontrollen. „Besucher:innen sollen auch weiterhin Museen ohne größere Zugangsbeschränkungen und ohne Generalverdacht besuchen können“, so der Museumsbund.
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Auch Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) zeigte Verständnis für "die Anliegen und auch die Verzweiflung" der Aktivisten. "Ich glaube aber nicht, dass Aktionen wie diese zielführend sind, weil sich die Frage stellt, ob sie nicht eher zu mehr Unverständnis als zu mehr Bewusstsein für die Klimakatastrophe führen". Und: "Aus meiner Sicht ist es der falsche Weg, das Risiko unwiderruflicher Schäden an Kunstwerken in Kauf zu nehmen. Kunst und Kultur sind Verbündete im Kampf gegen die Klimakatastrophe, keine Gegner."
Für ÖVP-Staatssekretärin Claudia Plakolm sind Aktionen wie im Leopold Museum oder das Ankleben auf der Straße "auf ganz vielen Ebenen respektlos". Man müsse zwar viele Menschen für Klimaschutz begeistern, mit ihrem Vorgehen erreiche die "Chaostruppe" aber das Gegenteil.
Bisher kein Kunstwerk beschädigt
Auch die „Mona Lisa" von Leonardo da Vinci im Louvre, das „Mädchen mit dem Perlenohrring" von Johannes Vermeer in Den Haag, sowie Bilder von Vincent Van Gogh, Andy Warhol, Pablo Picasso und Francisco de Goya waren bereits Ziel von ähnlichen Protestaktionen. Da alle betroffenen Kunstwerke hinter Glas waren, blieben sie unbeschädigt.
Mit ihren Aktionen wollen die Aktivisten die Dringlichkeit von Maßnahmen gegen die Erderwärmung verdeutlichen. Dass wertvolle Kunstwerke dabei zur Zielscheibe werden, stößt auch auf Kritik.
(red.)