Rohstoffe

In Öl und Gas wird nun extrem investiert

Die Öl- und Gasbranche boomt. Im Bild: Deutschlands einzige Ölbohrinsel Mittelplate bei Nacht und Niedrigwasser.
Die Öl- und Gasbranche boomt. Im Bild: Deutschlands einzige Ölbohrinsel Mittelplate bei Nacht und Niedrigwasser.(c) IMAGO/Olaf Döring
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Es gibt gleich mehrere Gründe, dass plötzlich massiv Geld in die Förderung fossiler Energieträger fließt, erklärt der österreichische Ölfeldausrüster SBO. Sein Gewinn hat sich heuer versechsfacht. Es ist nur der Anfang eines mehrjährigen Aufschwungs.

Der Ausstieg aus fossilen Energieträgern mag ein übergeordnetes Ziel sein, Investitionen in die Öl- und Gasförderung sind dennoch im Aufwind. Davon profitiert der im Leitindex ATX der Wiener Börse notierte und im niederösterreichischen Ternitz beheimatete Ölfeldausrüster Schoeller-Bleckmann Oilfield (SBO) derzeit immens. Der Auftragseingang liegt heuer auf einem Allzeithoch, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Firmenchef Gerald Grohmann erwartet, dass das Kerngeschäft seines Unternehmens „noch viele Jahrzehnte" stark bleibt, auch wenn SBO schon seit einiger Zeit am Aufbau eines alternativen Standbeins arbeitet.

Aber woher der plötzliche Aufschwung, obwohl allerorts nur von alternativen Energieträgern die Rede ist?

In Russland selber dürften Investitionen in die Öl- und Gasförderung zwar rückläufig sein, ebendort macht SBO aber nur einen sehr kleinen Teil seines Geschäfts. Weltweit werde hingegen versucht, russische Lieferungen der fossilen Energieträger zu ersetzen. Dazu komme, dass im vergangenen Jahrzehnt aus verschiedenen Gründen weniger investiert worden sei, als eigentlich notwendig gewesen wäre.

Krieg ist nur ein Beschleuniger

Langsam werde auch klar, dass die alternativen Energieträger nicht so schnell wie erhofft Erdöl und Erdgas ersetzen können. All diese Faktoren würden nun zu massiven Investitionen in Öl- und Gasfelder führen. Der Krieg, den Russland gegen die Ukraine führt, habe lediglich eine sich schon davor abzeichnende Dynamik verstärkt, so Grohmann am Donnerstag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur APA.

Auch der in der Europäischen Union diskutierte Preisdeckel für Öl und Gas werde wenig an der starken Nachfrage ändern, erwartet Grohmann. Einerseits sei noch unklar, ob und wie er funktioniert, andererseits sei das nur ein europäisches Phänomen mit wenig Auswirkungen auf die weltweite Nachfrage. „Natürlich ist Energiesparen angesagt bei diesen Preisen, aber trotzdem muss viel investiert werden, damit die Nachfrage bedient werden kann“, meint er: „Wir sehen extreme Investitionen im Mittleren Osten.“

Überall Wachstum

All diese Umstände wirken sich positiv auf das aktuelle und absehbare Geschäft von SBO aus und sorgt für höhere Gewinne sowie volle Orderbücher. „Wir wachsen in allen Regionen und Produktbereichen und sehen die beste Entwicklung seit rund einem Jahrzehnt“, schreibt Grohmann in der Mitteilung des Unternehmens zum Ergebnis des dritten Quartals 2022: „Damit steuern wir auf ein extrem starkes Jahr zu“.
In den ersten neun Monaten des Jahres legte der Umsatz von 208,3 auf 361,3 Millionen Euro zu. Das Betriebsergebnis (Ebit) hat sich auf 72,6 Millionen Euro von 16,1 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum sogar mehr als vervierfacht. Und das Ergebnis nach Steuern hat sich von den vorjährigen 8,9 Millionen Euro auf nun 55,3 Millionen Euro überhaupt versechsfacht.

Mehrjähriger Aufschwung

Der Auftragseingang kletterte von den vorjährigen 237,1 Millionen Euro auf 431,1 Millionen Euro und damit auf Rekordhöhe, der Auftragsstand betrug per Ende September 189,5 Millionen Euro. „Unsere Auftragsbücher sind voll, in manchen Bereichen reichen die Bestellungen in das dritte Quartal 2023“, wird in der Mitteilung festgehalten. Der Nachholbedarf „lässt unseren Wachstumsmotor auf Hochtouren laufen, das Geschäft brummt wie schon lange nicht“, hält Grohmann fest. 

Für den weiteren Geschäftsverlauf gibt sich der Ternitzer Konzern optimistisch. Trotz der Besorgnis über die Entwicklung der Weltwirtschaft zeichnet sich dem SBO-Chef zufolge auf den Energiemärkten ein mehrjähriger Aufschwung ab. Er rechnet damit, dass die Investitionen in Exploration und Produktion weiter zulegen.

(Apa/Reuters/red.)

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