Kosovos Ministerpräsident Kurti überreichte das Beitrittsdokument an die tschechische Ratspräsidentschaft. Der Beitrittsprozess wird extrem kompliziert sein, zumal einige EU-Länder den Kosovo nicht einmal anerkannt haben und er als ausgesprochener Problemfall gilt.
Der kleine Balkanstaat Kosovo hat am Donnerstag offiziell sein EU-Beitrittsgesuch eingereicht. Ministerpräsident Albin Kurti überreichte den Antrag in Prag an die tschechische Regierung, die derzeit die EU-Präsidentschaft innehat. Der Antrag leitet einen Prozess ein, der viele Jahre bis zum eventuellen Beitritt des Landes dauern dürfte. Die anderen fünf Westbalkan-Staaten Serbien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Nord-Mazedonien und Albanien sind bereits Beitrittskandidaten.
Der ethnisch albanisch dominierte Binnenstaat Kosovo mit seinen rund 1,8 Millionen Einwohnern wird von Serbien, von dem er sich 2008 abgespalten hatte, nicht als unabhängiges Land anerkannt. Beide Staaten werden allerdings der EU erst beitreten dürfen, wenn sie ihre bilateralen Probleme gelöst haben. Zuletzt hatte es erneut Spannungen im Norden des Kosovo gegeben, wo eine serbische Minderheit lebt.
Prekäre Lage in jeder Hinsicht
Die wirtschaftliche, soziale und politische Lage in dem jungen Land, das etwas kleiner ist als Oberösterreich, ist recht prekär - zumal die organisierte Kriminalität insbesondere mit Basis im Drogengeschäft, Menschenhandel, Waffenhandel und Prostitution sehr stark und einflußreich ist. Verwaltung und Justiz sind indes schwach, mächtige und meist kriminelle Cans dominant.
Manche Stimmen warnen, dass man sich mit dem Kosovo eine „Bombe“ oder jedenfalls gröbere Probleme in die EU holen werde. Dabei erkennen allerdings einige EU-Länder, etwa Spanien und Rumänien, den Kosovo bisher als Staat noch nicht einmal an. EU und UNO haben Sondermissionen im Land, die dessen Stabilität stärken und Verwaltung, Justiz und Regierung beobachten sollen.
(Reuters/red.)