"Verbot unzureichend"

US-Konservative sehen Abtreibungspille als Umweltbelastung

Abtreibungspillen würden das Abwasser belasten.
Abtreibungspillen würden das Abwasser belasten.(c) Getty Images (Justin Sullivan)
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Die Umsetzung der Abtreibungsverbote hat man sich in erzkonservativen Kreisen anders vorgestellt. Man fordert Haftstrafen für Pillenhändler und Abwasserproben zur Datenerhebung.

Im Juni hat der Supreme Court das Grundsatzurteil Roe vs. Wade aus dem Jahr 1973 aufgehoben und damit das Recht auf Abtreibung in den USA gekippt. Diverse Bundesstaaten, insbesondere jene im Süden, verbieten Schwangerschaftsabbrüche seither wieder, haben neue Gesetze verabschiedet oder alte wieder zum Leben erweckt.

Erzkonservative halten die Verbote für unzureichend, sie würden nicht vollständig durchgeführt, heißt es vonseiten der Organisation Students for Life in America. Nach eigenen Angaben besteht die seit den späten 1980er-Jahren bestehende Gruppe aus 2000 Schülerinnen und Schüler, die nun neue Forderungen stellen, das berichtet die „Washington Post“. Immer wieder wurde eng mit der Trump-Regierung zusammen gearbeitet.

Allerdings ist unklar, inwieweit die Organisation tatsächlich von Schülerinnen und Schülern getragen wird. In Medienberichten liest sich der Vorwurf, es handle sich um eine Astroturfing-Gruppe. So werden Gruppierungen bezeichnet, die professionell geführt werden, aber dargestellt werden, als würden sie dem Volk entspringen.

„Fötale Überreste“ als Umweltbelastung

Die Organisation bedient sich in Sachen Abtreibungsgesetz nun einer neuen Argumentation auf Umwelt-Ebene. Abtreibungspillen, die trotz Verbote weiterhin eingesetzt werden, sowie „fötale Überreste“, die die Toilette runtergespült werden, würden das Abwasser belasten und so die Trinkwasserversorgung und den Wasserkreislauf gefährden. In der Wissenschaft weist man das Argument zurück. Sehr wohl würden Medikamente das Abwasser belasten, Abtreibungspillen wird dabei verglichen zu anderen Medikamenten keine Relevanz beigemessen.

Aus diesem Grund wird den von Students for Life America forcierten Tests keine Zukunft prophezeit, so liest man es in der Zeitung „Politico“. Mithilfe von Laboren soll das Abwasser geprüft werden, um gewünschte Daten zu erhalten. Bei gerichtlichem Erfolg der Gruppe würde das für die Beschaffung von Abtreibungspillen weitreichende Folgen haben, zumindest die öffentliche Meinung könnte jedenfalls beeinflusst werden.

Handel kontrollieren und bestrafen

In Texas hat man indessen Teams engagiert, die den illegalen Vertrieb von jenen Pillen und die damit verbundenen Umweltschäden untersuchen sollen. Außerdem sollen Netzsperren für Internetseiten umgesetzt werden, auf denen man Abtreibungsmedikamente immer noch bestellen kann, außerdem für solche, die Informationen dazu bereitstellen. Als Vorbild nennt man jene Sperren, die den Zugang zu Websites mit kinderpornografischem Inhalt verwehren.

Härtere Strafen, etwa mehrjährige Haft, sollen zudem jene bekommen, die Frauen den Zugang zu Medikamenten ermöglichen. Bis dato kam es noch zu kaum einer Verurteilung, nicht zuletzt deshalb, weil sich der Ursprung von Medikamenten nur schwer rückverfolgen lässt. Auch hier will sich Texas Right to Life einbringen, um einen „luftdichten“ Fall zu finden, der Beweise für den illegalen Handel liefert.

(evdin)

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