Joseph Ratzinger war einer der exzellentesten Theologen des 20. Jahrhunderts. Als Papst war er eine Gestalt, manchmal auch ein Gestalter, des Übergangs. Mit ihm stirbt eine alte Form der Kirche
Oft wurde er nicht oder gern auch falsch verstanden. Nicht selten wurde ihm in der Öffentlichkeit Unrecht zuteil. Der am Silvestertag im 96. Lebensjahr verstorbene frühere Papst Benedikt XVI. hat kaum jemanden kalt gelassen – innerhalb und außerhalb der katholischen Kirche.
Wie das eben manchmal so ist bei großen, bei übergroßen Persönlichkeiten, noch dazu wenn sie ein Amt innehaben, das selbst übergroße, fast nicht zu erfüllende Anforderungen stellt.
Für die einen war Joseph Ratzinger der Held, der die Kirche vor vielerlei Abirrungen bewahren konnte. War er der Mann, der ein Bollwerk gegen Modernismus wie Relativismus gebildet, interne Reformen erfolgreich abgewehrt und sich generell gegen viele der Vorstellungen gestemmt hat, denen die Welt draußen anhängt. War er der Bewahrer des reinen, des unverfälschten Katholisch-Seins.