Wien

Apotheker und 31-jährige Mutter getötet: U-Haft über Verdächtigen verhängt

APA/FLORIAN WIESER
  • Drucken

Die beiden Tötungsfälle waren auch für erfahrene Ermittler äußerst ungewöhnlich, da der 50-Jährige ohne Motiv gehandelt haben dürfte. Vor der Untersuchungsrichterin beteuerte er seine Unschuld.

Der des zweifachen Mordes verdächtigte 50-jährige Pole ist am Donnerstag in Untersuchungshaft genommen worden. Das teilte Gerichtssprecherin Christina Salzborn mit. Der als obdachlos gemeldete Mann soll in Wien einen Apotheker und eine zweifache Mutter brutal attackiert und getötet haben. Er wurde wenige Stunden nach der zweiten Tat in der Nähe des Tatorts festgenommen. Der Mann beteuerte vor der Untersuchungsrichterin seine Unschuld.

Allerdings wird er durch DNA-Spuren am Tatort belastet. Auch befanden sich Blutspritzer der Opfer auf seiner Kleidung. Ob der Mann für weitere Taten verantwortlich ist, ist noch Gegenstand von Ermittlungen. Die Auswertung der DNA-Datenbank sei noch nicht abgeschlossen, sagte die Sprecherin der Wiener Staatsanwaltschaft, Nina Bussek.

Flucht- und Tatbegehungsgefahr

Zwar wurde vom Verfassungsgerichtshof (VfGH) eine Bestimmung aufgehoben, die zwingend Untersuchungshaft vorschreibt, wenn es um ein Verbrechen mit mindestens zehn Jahren Strafdrohung geht. Diese wurde zum Zeitpunkt der Haftverhandlung am Donnerstag allerdings noch nicht im Bundesgesetzblatt veröffentlicht. Die U-Richterin verhängte deshalb die Haft sowohl bedingt obligatorisch als auch wegen der Haftgründen Flucht- und Tatbegehungsgefahr.

Der 50-Jährige hielt sich wahrscheinlich seit 2020 in Österreich auf. Seit Sommer 2022 gab es eine Festnahmeanordnung wegen seiner Abschiebung. Strafrechtlich aufgefallen war er in Österreich vor allem Ende 2022 durch zwei Delikte: am 27. Dezember 2022 wegen Körperverletzung an seiner - ebenfalls obdachlosen - polnischen Lebensgefährtin sowie am 29. Dezember 2022 wegen Brandstiftung in einem leer stehenden Haus. In Deutschland hatte er aber von 2001 bis 2018 insgesamt 23 Delikte verübt - von Diebstahl über Körperverletzung bis hin zum Raub.

Fälle äußerst ungewöhnlich

In der Silvesternacht dürfte der 50-Jährige sein erstes Opfer, einen 74-jährigen Apotheker, in der Donaustadt getötet haben. Der Fall ist selbst für die erfahrensten Ermittler sehr ungewöhnlich. Denn der Mann dürfte ohne jegliches Motiv gehandelt haben. Das Opfer wies massive Kopfverletzungen sowie Misshandlungsspuren am ganzen Körper auf und war an den Beinen gefesselt. Polizisten fanden beim Tatort zwar eine hergerichtete Tasche mit Diebesgut aus dem Haus, diese wurde aber zurückgelassen. Der Verdächtige dürfte sich aber über längere Zeit am Tatort aufgehalten und auch alkoholische Getränke konsumiert haben. Mitgenommen hat der mutmaßliche Täter dann aber lediglich eine Geldbörse und die Schuhe des Opfers.

Die 31-jährige, zweifache Mutter in Floridsdorf wurde durch massive Gewalt gegen den Kopf und mehrere Messerstiche getötet. Auch hierbei dürfte es sich nicht um einen regulären Einbruch gehandelt haben. Der Verdächtige hielt sich vermutlich ebenfalls mehrere Stunden in dem Haus auf, konsumierte Getränke und stahl letztlich wieder nur Schuhe. Die beiden anwesenden Kinder (vier und fünf Jahre alt) blieben körperlich unversehrt, sie werden nun befragt.

In die Häuser kam der Verdächtige jeweils durch unverschlossene Türen. Der Mann rüttelte so lange an den Klinken, bis die Tür aufging, so Berger.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Floridsdorf

Doppelmord in Wien: Der Hinweis der ORF-Mitarbeiter

Ein 50-Jähriger Mann wird verdächtigt, einen Apotheker und eine junge Mutter getötet haben. Einen Hinweis auf den Täter gaben zwei Mitarbeiter des ORF. Sie gingen „einem Bauchgefühl“ nach.
Wien

Apotheker und 31-jährige Mutter getötet: 50-Jähriger festgenommen

Das Motiv des polnischen Staatsbürgers ist noch nicht bekannt. Beide Tatorte seien sehr ungewöhnlich gewesen, so Dietmar Berger vom Landeskriminalamt Wien.
Floridsdorf

31-Jährige in Wien mit Stichverletzungen tot aufgefunden

Die Polizei ermittelt wegen eines Gewaltverbrechens. Zwei kleine Kinder dürften im Haus gewesen sein, sollen aber von der Tat nichts mitbekommen haben.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.