Die Sorge vor einer Zweiteilung der Weltwirtschaft ist groß wie selten zuvor. Der Streit zwischen China und USA verändert den globalen Handel radikal. Europa sitzt zwischen den Stühlen und muss sich auch nach neuen Verbündeten umsehen.
Davos/Wien. Freundschaft. Selten stand dieses Wort beim Elitetreffen der Wirtschaftswelt, dem World Economic Forum in Davos, so im Mittelpunkt wie heuer. Konzernchefs, Politiker und Ökonomen bangen um die Zukunft der Idee, die nun 30 Jahre lang Frieden und Reichtum nach Europa gebracht hat. Pandemie, Lockdowns, zerrissene Lieferketten, der Machtkampf zwischen den USA und China und nicht zuletzt die russische Invasion in die Ukraine haben die Totengräber der Globalisierung auf den Plan gerufen. Ist die Wohlstandsmaschine der Welt wirklich am Ende?
Ein Blick in die Daten lässt diesen Schluss zumindest teilweise zu. Die Bedeutung des Warenhandels im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung nimmt seit einigen Jahren ab. Die Welthandelsorganisation WTO erwartet für heuer nur noch ein minimales Plus. Die Berater von der Boston Consulting (BCG) rechnen damit, dass der internationale Handel bis 2031 deutlich langsamer wachsen wird als die weltweite Wirtschaftsleistung. Bis vor wenigen Jahren war die Globalisierung noch das große Zugpferd der Konjunktur. All das wird in den kommenden Jahren auch die Preise weiter nach oben treiben.