Kunst

War Raffael der größte Maler?

Verwegenes Bildnis eines Jugendfreunds, des späteren mächtigen Bankiers Bindo Altoviti (1516–1518).
Verwegenes Bildnis eines Jugendfreunds, des späteren mächtigen Bankiers Bindo Altoviti (1516–1518).(c) Washington National Gall
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Ein neuer Taschen-Band bringt uns Raffaels Kunst so nah wie noch nie – die „Presse am Sonntag“ fragte zwei Experten, wer bedeutender ist: Raffael, Leonardo oder Michelangelo.

Drei Jahre lang wurde das Erscheinen des ultimativen Prachtbands über Raffaels „gesamtes Werk“ verschoben: Eigentlich war es zum 500. Todestag dieses Meisters der Harmonie geplant, der unsere europäische Wahrnehmung „vollkommener“ Schönheit und Harmonie bis heute prägt. Doch dieser jährte sich, ausgerechnet, im Jahr 2020. Das Jahr, in dem die Pandemie uns aus allen Abläufen, allen Kalendern kippte. Das Raffael-Gedenken war eines dieser Daten, die nicht in gebührender Form begangen werden konnten: Die größte Raffael-Ausstellung bis dato, in den Scuderien in Rom, musste damals nach drei Tagen wieder geschlossen werden. Eine weitere große Schau in der National Gallery in London musste um zwei Jahre verschoben werden. Und der repräsentative XXL-Taschen-Band – fast einen halben Meter hoch und sechs Kilo schwer – kam eben jetzt erst heraus.

Die nach einer spontanen Größenwahn-Idee des Verlegers Benedikt Taschen gestartete Sonderreihe begann 2003 mit Leonardo da Vinci, wem sonst. Jeder dieser unmöglich großen, unmöglich schweren Bände ist völlig unhandlich. Und völlig wunderbar – sind sie mit dem heute modischen Wort doch als immersives Erlebnis zu beschreiben, man kann in die ganzseitigen bis mehrseitig ausklappbaren Abbildungen dieser Kunstbücher – etwa der ganzen Fresken der Stanzen in Rom, die Raffael parallel und in Konkurrenz zu Michelangelo in der Sixtina malte – nahezu körperlich eintauchen.

Auch dieser Michelangelo, Bruegel, Vermeer, Botticelli, Klimt oder (als eine der wenigen derart bedachten Künstlerinnen) Frida Kahlo hatten bereits das Vergnügen, derart großformatig aufbereitet zu werden. Mit Raffael (1483–1520) sei das von Giorgio Vasari einst entworfene „Dreigestirn“ der großen Renaissance-Genies hier jetzt also komplett, freut sich der Leipziger Kunsthistoriker Frank Zöllner, der als Leonardo-Experte im Zuge der aufgeheizten Salvator-Mundi-Diskussionen der vergangenen Jahre zu einem der bekanntesten deutschen Kunsthistoriker wurde.

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