Kulturhauptstadt

Für Androsch wird Salzkammergut 2024 zu "amerikanisch"

Akos Burg
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Der Industrielle will nicht mehr Proponent für die Europäische Kulturhauptstadt sein. Es rumort nicht zum ersten Mal.

Ein Ehrenkomitee ist dazu da, für Glanz durch große Namen zu sorgen – wir kennen das von Maturabällen. So ähnlich war wohl auch das im vorigen April präsentierte „Kulturkomitee“ von Salzkammergut 2024 gemeint: Als ehrenamtliche Botschafter sollen Prominente für die Europäische Kulturhauptstadt werben, die erstmals aus einem Konglomerat von 23 kleineren Gemeinden besteht.

Aber da hatte Intendantin Elisabeth Schweeger die Rechnung ohne Hannes Androsch gemacht: Der meinungsstarke Industrielle und ehemalige SP-Politiker hat seine Unterstützung als Person mit einem offenen Brief aufgekündigt. Das Programm ist ihm zu „global-exotisch“, mit „unzähligen, längst überholten amerikanischen Modeströmungen, die kaum etwas mit der Kultur des Salzkammerguts zu tun haben“. Es fehle „an jeglichem Verständnis“ für die Bedeutung dieser Region. Und außerdem werde das steirische Ausseerland, wo der 84-Jährige residiert, „stiefmütterlich“ behandelt.

Offenbar hatte sich der Hauptaktionär der Salinen ein Mitspracherecht erwartet. Er ärgert sich, weil er vom Programm erst aus den Medien erfahren hat, und will nicht länger Teil einer „behübschenden Werbestrategie“ sein. Schweeger kontert: Das Komitee sei kein „Entscheidungsinstrument“, aber über geplante Projekte informiert habe sie die Mitglieder sehr wohl. Bei einer Präsentation im vorigen September war Androsch übrigens zugeschaltet, wie ein Foto zeigt.

Mehr Zukunft als Vergangenheit

Was ist dran an seinen inhaltlichen Vorwürfen? 85 Prozent der 150 Projekte setzen regionale Künstler und Vereine um, was doch eher für eine starke Verankerung spricht. Wo der streitbare Kritiker aber wohl recht hat: Nicht im Zentrum, sondern eher am Rand stehen wichtige Ereignisse aus der (Kultur-)Geschichte des Salzkammerguts – das Schaffen der Wiener Kulturelite auf Sommerfrische (wie Klimt, Mahler oder Hofmannsthal), die Kriegserklärung 1914 in der Kaiservilla in Bad Ischl oder die Rettung der von den Nazis geraubten Meisterwerke vor deren Sprengung im Ausseer Salzbergwerk im Mai 1945. Dafür geht es viel um Tourismus („Sharing Salzkammergut“) und um „Globalokal – Building the New“.

Der laute Abgang ist das erste stärkere Rumoren seit dem Rauswurf von Kurzzeit-Intendant Stephan Rabl im April 2021. Dieser habe sich, lautete der Vorwurf, zu wenig mit den im Bewerbungsbuch versprochenen Projekten identifiziert. Die VP-Bürgermeister der beteiligten Orte sahen das anders, sie verstanden sich gut mit dem Kulturmanager.

(gau)

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