Der Soziologe Jürgen Habermas will zu Russlands Krieg gegen die Ukraine den Westen in die Pflicht nehmen. Er wünscht sich einen „gesichtswahrenden Kompromiss". Sein Beitrag kommt bei seriösen deutschen Blättern nicht besonders gut an.
Zwei Seiten stellte diese Woche die „Süddeutsche Zeitung“ Jürgen Habermas zur Verfügung, in denen er sich Gedanken über den weiteren Verlauf des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine machen konnte. Kommende Woche jährt es sich nämlich zum ersten Mal, dass Moskaus Machthaber, Präsident Wladimir Putin, die Attacke auf den Nachbarstaat befahl. Daraus resultierte eine Unzahl von Kriegsgräueln und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Der greise Soziologe, laut „SZ“ der „weltweit bekannteste lebende deutsche Philosoph“, regt im Gastbeitrag fürs bayerische Blatt in seiner typisch ausgefeilten Art zum kommunikativen Verhandeln an. Der Westen liefere aus guten Gründen Waffen an die Ukraine: „Daraus aber erwächst eine Mitverantwortung für den weiteren Verlauf des Krieges“, lautet eine der Hauptthesen. Habermas wünscht sich am Ende dieser wortreichen, im Grunde jedoch unschlüssigen Analyse, dass „ein für beide Seiten gesichtswahrender Kompromiss gefunden werden könnte“.