Vor viereinhalb Jahren hatte die Commerzbank ausgerechnet der Wirecard-Aktie weichen müssen.
Frankfurt. Die Commerzbank kehrt in den deutschen Aktienindex DAX zurück. Die zweitgrößte deutsche Bank (nach der Deutschen Bank) ersetzt das Unternehmen Linde, das Industriegase herstellt, wie die Deutsche Börse am Freitagabend mitteilte. Die Änderung werde zum 27. Februar wirksam. Der Rüstungskonzern Rheinmetall, der zeitweilig als bester Nachfolge-Kandidat galt, muss sich weiter gedulden.
Die traditionsreiche Bank mit dem gelben Logo hatte ihren Platz im DAX im September 2018 zugunsten des damaligen Börsenlieblings Wirecard räumen müssen. Wenig später löste der Zahlungsdienstleister mit Scheingeschäften in Milliardenhöhe einen der größten Skandale der deutschen Wirtschaftsgeschichte aus.
Der außerplanmäßige Wechsel im DAX war diesmal nötig geworden, nachdem das Unternehmen Linde im Jänner angekündigt hatte, es wolle nur noch an der New Yorker Wall Street gelistet sein. Der DAX verliert damit sein wertvollstes Mitglied. Die größten Werte im DAX nach Linde sind SAP, Siemens, Allianz und Airbus.
Im Zuge des Wirecard-Skandals war der Frankfurter Leitindex von Grund auf reformiert worden. Das Börsenbarometer umfasst nun 40 Werte statt früher 30. Für Firmen, die neu in den DAX kommen, gibt es künftig strengere Kriterien: Sie müssen ein positives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in den letzten zwei Finanzberichten aufweisen. Auch müssen DAX-Firmen ihrer Pflicht zur fristgerechten Veröffentlichung von Zwischenberichten nachkommen, andernfalls werden sie nach 30 Tagen aus dem Index geworfen.
Was den DAX von den meisten anderen Indizes unterscheidet, ist, dass er als Performance-Index berechnet wird: Die Dividenden werden einberechnet. Dadurch steigt der DAX stärker als andere Indizes wie etwa der ATX oder auch der US-amerikanische S&P 500, bei denen das im Normalfall nicht passiert. (APA/AFP/b. l.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.02.2023)