Neusiedler See

Nach Schilfbrand am Neusiedler See: Den Wasservögeln fehlt jetzt die Brutstätte

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Rund 200 Hektar Schilf sind im Nordburgenland abgebrannt. Experten warnen vor „Riesenbränden“ im Sommer – und fordern ein gezieltes Brandmanagement.

Gegen 11 Uhr am Donnerstagvormittag konnten die Feuerwehren nach einem Großeinsatz in Winden im Nordburgenland „Brand aus“ geben: Das Feuer, das am Mittwochnachmittag von einer Erntemaschine ausgegangen war, hat an die 200 Hektar Schilfgebiet zerstört.

Für den Laien mag das dramatisch klingen, tatsächlich aber „wächst Schilf wahnsinnig schnell wieder nach,“ sagt Lukas Vendler, Ranger im Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel. Durch den Brand - das betroffene Gebiet ist nicht Teil des Nationalparks  -  wurde das alte Schilf zwar zerstört, „das junge Schilf hat jetzt aber viel mehr Platz, wodurch es besser und schneller wachsen kann. Schilf ist nicht nur eine wasserangepasste, sondern auch eine feuerangepasste Pflanze.“ 

Negative Folgen hat der Brand aber dennoch - für die Vogelwelt nämlich: Erste Gänsepaare könnten, so die Vermutung, im betroffenen Gebiet bereits gebrütet haben: Deren Eier wurden natürlich durch das Feuer zerstört. Und auch wenn Schilf rasch nachwächst: Für die demnächst startende Brutsaison vieler Wasservögel - neben Gänsen brüten etwa auch Schilfrohrsänger und Enten  im Schilf - wird das Schilf im betroffenen Gebiet dann noch nicht hoch genug sein, um als sichere Brutstätte in Frage zu kommen. Das nun vom Brand betroffene Gebiet macht mit zwei Quadratkilometern Fläche einen relativ geringen Teil der Schilffläche rund um den Neusiedler See – 180 km2 – aus. 

„Weitere Brände absehbar“ 

Da das Feuer aber „knapp vor der Brutzeit“ ausgebrochen sei, habe es „glücklicherweise keinen großen Schaden angerichtet“, sagt Erwin Nemeth, Wissenschaftler bei Birdlife. Allerdings seien weitere Brände im Schilfgebiet rund um den Neusiedler See „absehbar“, da große Teile des Schilfs überaltet seien: Das macht diese Plätze nicht nur für die Brutvögel unbrauchbar, das alte, sehr trockene Schilf ist auch leicht entflammbar.
Der sinkende Wasserstand des Sees verschärft die Lage weiter. „Wir haben eine Situation, in der im Sommer auch Riesenbrände entstehen können“, so Nemeth. Schon im vergangenen Sommer habe es einen großen Schilfbrand – vermutlich ausgelöst durch einen Blitzschlag – bei Breitenbrunn am See gegeben.

Birdlife und der Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel fordern daher schon seit Längerem, gezielt auf Verjüngung des Schilfbestands zu setzen und veraltetes Schilf, dort, wo man es nicht schneiden kann, „kontrolliert“ abzubrennen: ein Brandmanagement also, „um die Menschen und die Natur zu schützen“. Das Land Burgenland hat diese Forderung bisher nicht aufgegriffen.

Folgen dokumentieren

Nemeth von Birdlife sieht den Brand auch als Chance: Feuerwehrleute, Ökologen und andere Experten müssten das Gebiet nun beobachten, dokumentieren, wie schnell es sich erhole, welche Folgen der Brand auf die Vogel-, aber etwa auch auf die Insektenwelt habe. Um dann Rückschlüsse ziehen zu können, wie man künftig mit dem zu trockenen Schilfgürtel im Burgenland umgehe.

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