Der „Ibiza-Detektiv“ als Überraschungsgast beim Ibiza-Prozess

Als Prozesskiebitz erschien auch Julian Hessenthaler am Montag im Straflandesgericht Wien (Bild: Hessenthaler bei seinem Drogenprozess, er bekam eine Haftstrafe und trägt nun eine elektronische Fußfessel).
Als Prozesskiebitz erschien auch Julian Hessenthaler am Montag im Straflandesgericht Wien (Bild: Hessenthaler bei seinem Drogenprozess, er bekam eine Haftstrafe und trägt nun eine elektronische Fußfessel).APA/Roland Schlager
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Julian Hessenthaler, der Mann, der das Ibiza-Video produziert hat, kam als Zuschauer mit Fußfessel ins Straflandesgericht Wien. Angeklagt war der Betreiber der Onlineplattform „EU-Infothek", Gert Schmidt - und zwar wegen versuchter Anstiftung zur Falschaussage.

Dieser Prozess brachte eine geballte Ladung „Ibiza“: Vor Gericht stand Gert Schmidt (78), jener Mann, der nach Auftauchen des Ibiza-Videos diverse Artikel zu dessen (angeblicher) Entstehungsgeschichte auf seiner Onlineplattform EU-Infothek veröffentlichte. Schmidt – bekannt auch für seiner Nähe zum Glücksspielkonzern Novomatic – soll versucht haben, einen früheren Novomatic-Geschäftspartner zu einer Falschaussage vor dem Ibiza-U-Ausschuss zu verleiten. Schmidt bestreitet das.

Mitangeklagt ist V. (60), Ex-Sicherheitschef der Casinos Austria, nunmehr Unternehmensberater und in Schmidts Diensten ("Ich recherchiere für den Professor Schmidt"). Auch er soll den Versuch unternommen haben, den besagten früheren Novomatic-Partner, Peter Barthold (in den 1970-er-Jahren übrigens Tormann beim SK Rapid Wien), zu einem teils von Schmidt verfassten Eingangsstatement vor dem U-Ausschuss zu bringen. Auch V. bekannte sich nicht schuldig.

Barthold selbst legte die anklagegegenständlichen Manipulationsversuche am 30. September 2020 vor den Parlamentariern offen. Nun gab er als Zeuge an: „Ich hätte Sachen aussagen sollen, die der Novomatic geholfen hätten.“

„6000 Euro pro Monat plus Spesen"

Um ihn dahingehend zu „motivieren“ sollen ihm die nunmehrigen Beschuldigten finanzielle Hilfe beim Abwickeln seines Privatkonkurses angeboten haben. Weiters sollen sie ihm ein monatliches Honorar von 6000 Euro plus ein Spesenkonto in Aussicht gestellt haben - mit dem Geld hätte er illegales Glücksspiel bekämpfen sollen. Vor allem aber hätte dieser finanzielle Anreiz - laut Anklage - sein Aussageverhalten beeinflussen sollen.  

Das stimme nicht, konterten die Beschuldigten. Schmidt, vertreten von Anwalt Timo Gerersdorfer (Zitat: "Die Staatsanwältin hat es nicht verstanden"), erklärte, bei einem nächtlichen Treffen auf einer Autobahnraststätte, kurz vor dem U-Ausschuss-Termin, habe Barthold seine diversen Kontakte zu politischen Parteien und Medien freizügig offengelegt. „Er packte eine Zauberkiste aus mit Informationen".

Barthold habe sich damals überraschend positiv über die Novomatic geäußert. Dies habe ihn, Schmidt, gewundert, da Barthold zuletzt gegen die Novomatic eingestellt gewesen sei. Letztlich habe Barthold aber nichts Brisantes, nichts Belastendes gegen die Novomatic auf den Tisch gelegt.

Schmidt über Barthold: „Er hat geblufft"

Der Beschuldigte vor Richter Stefan Romstorfer: „Barthold ist ein Pokerspieler, der vortäuscht, er habe ein gutes Blatt. Er hatte aber keines. Er hat geblufft, weil er Druck ausüben wollte."

Dazu muss man wissen: Barthold hatte einst Novomatic- bzw. Admiral-Glücksspiel- und Wettlokale gastronomisch betreut. Die Zusammenarbeit mit Novomatic endete, als in Wien das kleine Glücksspiel verboten wurde. Barthold und die Novomatic schieden in Unfrieden. Auch im Ibiza-Video war von der Novomatic die Rede, als Strache vor versteckter Videokamera erklärte: „Die Novomatic zahlt alle.“ Der Konzern weist freilich sämtliche Korruptionsvorwürfe zurück.               

Damit nicht genug von der Ibiza-Affäre: Als Prozesskiebitz tauchte auch noch Julian Hessenthaler auf. Also jener gerne als „Ibiza-Detektiv“ bezeichnete Sicherheitsexperte, der das Ibiza-Video produzierte – jenes Video, das FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache zu Fall brachte und Neuwahlen zur Folge hatte.

Hessenthaler und Scheuba im Publikum

Hessenthaler ist wegen Kokainhandels zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Nun kam er, gut abgeschirmt von seinem Anwalt Oliver Scherbaum, als Zaungast ins Straflandesgericht Wien. Möglich war das, weil der 42-Jährige vor ein paar Wochen mit Fußfessel das Gefängnis verlassen durfte. Er befindet sich seither im elektronisch überwachten Hausarrest.

Apropos Zaungast: Auch der Kabarettist Florian Scheuba, der sich in seinem Programm unter anderem auch mit der Ibiza-Affäre befasst, saß im Publikum.

Und der Prozess selbst? Der wurde auf 21. April vertagt. Weitere Zeugen sollen geladen werden. Auf weitere Prominenz im Auditorium darf man gespannt sein.

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