Skifliegen

Zahlreiche Sorgen fliegen bei der Premiere mit

Eva Pinkelnig geht als Gesamtweltcupsiegerin in Vikersund auf Weitenjagd.
Eva Pinkelnig geht als Gesamtweltcupsiegerin in Vikersund auf Weitenjagd. APA/BARBARA GINDL
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Die weltbesten Springerinnen wagen sich am Sonntag erstmals über die Weltrekordschanze in Vikersund. Ein riskantes Unterfangen, das die Biologie verkenne, kritisiert Ex-Profi Toni Innauer. „Der Worst Case wird passieren.“

Vikersund. Zum Abschluss der Saison wartet auf die Skispringerinnen noch ein ganz besonderer Höhepunkt. Nach jahrelangen Bemühungen findet am Sonntag (10 Uhr, live, ORF Sport+) die Skiflugpremiere für die Frauen statt, und das ausgerechnet auf dem Weltrekordbakken von Vikersund. Die Vorfreude ist da, aber unverändert auch die Skepsis, ob das Leistungsniveau dafür schon bereit ist.

Als vehementer Kritiker hat sich Toni Innauer positioniert. Der ehemalige Skiflugweltrekordler hat seine ablehnende Haltung bereits Anfang 2022 als ZDF-Experte ausgesprochen. In einem offenen Brief an den Weltverband FIS wurde der Olympiasieger 1980 im vergangenen Sommer dann konkreter und reagierte damit auf die mittlerweile fixiert gewesene Ansetzung für Vikersund. Der Vorarlberger sprach „wichtige biomechanische, medizinische und ethisch moralische Argumente“ an, die dem Frauenskifliegen entgegenstünden. Bei einem typischen Skiflugsturz seien Probleme zu erwarten.

So sei „der Körper einer, in unserer Sportart auf Leichtgewicht getrimmten Frau, aufgrund des geschlechtsspezifisch geringeren Muskelanteils am Gesamtkörpergewicht, weniger widerstandsfähig als der eines Mannes“, führte der 64-Jährige aus. Die Kombination aus im Vergleich zu den Männern erhöhter Anlaufgeschwindigkeit und daraus folgender erhöhter Aufprallwucht könne sich fatal auswirken. „Es wäre gut gewesen, echte Experten – Praktiker und Wissenschaftler – zum Einschätzen und Beratschlagen zuzuziehen“, sagte Innauer. Denn die Antwort der FIS stellte ihn nicht zufrieden. „Es kam ein relativ pauschaler, gender-verständiger Brief, dass sie finden, die Frauen haben sich gewaltig weiterentwickelt und es ist an der Zeit, dass sie jetzt auch den nächsten Schritt machen.“ Zumindest finde er es gut, dass nur die Top 15 der Raw Air antreten dürfen. „Das ist vom Leistungsniveau her eine gewisse Absicherung.“

Andererseits, extreme Stürze seien meist den Topaktiven passiert. Der Vorarlberger führte Ex-Skiflug-Weltmeister Thomas Morgenstern und Daniel-André Tande an, der nach seinem Sturz in Planica vor zwei Jahren vorübergehend im künstlichen Koma war. Einen ähnlichen Fall bei den Frauen sieht Innauer als unvermeidlich an: „Es gibt diesen Worst Case, der im Lauf der Jahre passieren wird – mit 100-prozentiger Sicherheit –, weil auch bei den Männern immer wieder und auch bei den Allerbesten gravierende Stürze passieren.“

Österreichs Ex-Cheftrainer hofft, „dass jede, die fliegt, es mit höchster Entschlossenheit tut und Unsicherheiten, die sie in sich spürt, richtig deutet und sagt: ,Es ist gescheiter, ich packe vorher die Skier zusammen.‘“ (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.03.2023)

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