Banken

Nach Not-Deal: Schweizer kiefeln an Bankenkrise

Soll man Banken eine höhere Eigenkapitalquote vorschreiben? In der Schweiz wird nun heftig diskutiert.
Soll man Banken eine höhere Eigenkapitalquote vorschreiben? In der Schweiz wird nun heftig diskutiert. REUTERS
  • Drucken

In der Schweiz versucht man, die Bankenkrise aufzuarbeiten. Indes rechnet US-Präsident Biden nicht mit einer schlimmeren Krise.

Zürich/Washington. Eine Woche nach dem unter der Regie der Schweizer Regierung zustande gekommenen Bankendeal zur Übernahme der Credit Suisse (CS) durch die UBS ist die Aufarbeitung der Geschehnisse in vollem Gang. Finanzministerin Karin Keller-Sutter hat eine erste Analyse in Auftrag gegeben. Die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma hofft auf schärfere Instrumente.

Man dürfe jetzt nicht zur Tagesordnung übergehen und müsse sich auch international überlegen, wie mit global tätigen Banken in solchen Situationen umgegangen werden solle, sagte die Finanzministerin in Interviews vom Wochenende. Sie habe Banken-Professor Manuel Ammann von der Universität St. Gallen vergangene Woche bereits mit einer Analyse beauftragt. Zudem überlege sie, selbst in der kommenden Sondersession des Parlaments einen entsprechenden Antrag zu stellen. Sie äußerte sich aber gegen eine von mehreren Parteien geforderte Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK).

Die Finanzministerin verteidigte in Interviews die Übernahme einmal mehr als die beste aller Lösungen. Eine Übernahme durch den Staat oder ein ungeordneter Konkurs hätten viel größere Risiken für den Staat gehabt. Indes hat der Schweizer Politiker Gerhard Pfister eine höhere Eigenkapitalquote für Banken gefordert. „Es braucht eine Eigenkapitalquote von 20 Prozent, das wird von diversen renommierten Fachleuten für vernünftig gehalten“, sagte der Präsident der Schweizer Mitte-Partei im Interview mit dem „SonntagsBlick“.

Die mangelnde Eigenkapital-Ausstattung sei Kern des Problems. „Zu wenig Eigenkapital bringt Risiken, die wir den Steuerzahlenden nicht mehr zumuten können.“ Die Idee ist nicht neu und wurde bisher von der Linken gefordert. „Wir müssen in der Politik aufhören, eine Idee schon deshalb abzulehnen, weil sie vom politischen Gegner kommt“, sagte Pfister. Auch die Banken müssten einen Sinneswandel vollziehen: „Am Sonntag verteufelt man den Staat, und am Montag ruft man nach ihm. Diese Mentalität geht nicht mehr, darum appelliere ich an die Verantwortlichen in der Wirtschaft, sich in Zukunft differenzierter zur Rolle des Staates zu äußern“, sagte Pfister.

USA: Biden beruhigt

Indes bemühte sich Präsident Joe Biden angesichts der Turbulenzen im US-Bankensektor um eine Entspannung der Lage. „Ich denke, es wird eine Weile dauern, bis sich die Dinge beruhigen, aber ich sehe nichts am Horizont, das kurz vor dem Explodieren ist“, sagte Biden am Freitag (Ortszeit) bei einem Besuch im Nachbarland Kanada. Er verstehe, dass es Unbehagen gebe. „Diese mittelgroßen Banken müssen überleben können, und ich denke, sie werden das schaffen.“

Er deutete an, dass die US-Regierung bei Bedarf weitere Maßnahmen ergreifen werde. In den vergangenen Wochen waren in den USA gleich drei Banken zusammengebrochen. (sda/ag.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.