Mit britischem Understatement und süffisantem Lächeln registrierte der Ehrengast, dass das Staatsbankett im Berliner Schloss Bellevue nicht zu einem „Dinner for One“ geworden ist – dem Sketch und für die Briten fremdem deutschen TV-Silvesterritual.
Erschienen sind neben den Steinmeiers, seinen Gastgebern, unter anderem Angela Merkel und Campino, der halb britische Sänger der Toten Hosen mit Faible für den FC Liverpool, der sich in den obligaten Frack gezwängt hat. Der Ex-Punk als Pinguin.
King Charles war also ein wenig amüsiert, auch über das Foto als Gastgeschenk, das ihn als Knirps in kurzen Hosen neben Vater Philip bei einem Deutschland-Besuch zeigt. Camilla hat edles Geschmeide angelegt, eine Halskette aus dem Queen-Erbe, gekrönt von einer Tiara. Und einige stellten sich in Anlehnung an einen Rio-Reiser-Song vor, wie es wäre, wenn er König von Deutschland wär.
Zum Wohlgefallen der Deutschen hat er auch seine Deutschkenntnisse aus dem schütteren Hinterkopf hervorgeholt. Das deutsche Erbe der Royals hat Wurzeln geschlagen, die strenge Erziehung im schottischen Internat mit einem deutschstämmigen Direktor hat sich ausgezahlt. Für zumindest zweieinhalb Tage bejubeln die Deutschen den König, als wäre er einer der Ihren – ein echter Angelsachse mit deutschem und viel blauem Blut. (vier)
Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com
("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.03.2023)