Wiener Gemischter Satz

Die Visitenkarte des Wiener Weins

Der Winzer Fritz Wieninger gehört zu den Pionieren, die die Renaissance des gemischten Satzes in Wien angetrieben haben.
Der Winzer Fritz Wieninger gehört zu den Pionieren, die die Renaissance des gemischten Satzes in Wien angetrieben haben. Die Presse/Clemens Fabry
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Der Wiener Gemischte Satz war als einfacher Schankwein verpönt – bis eine Handvoll Winzer seine Renaissance einläutete. Heute trinkt man ihn sogar in New York.

Es war eine Art Erweckungserlebnis, das Fritz Wieninger vor etwas mehr als 20 Jahren hatte. Eben erst hatte er einen wunderschönen Weingarten am Nussberg übernommen. „Beste Lage, gepflegt, der war der absolute Hammer. Nur blöd: Es war ein gemischter Satz.“ Anstatt die bunt durchgemischten Rebstöcke von Veltliner bis Weißburgunder gleich auszureißen, gab ihnen der Winzer trotzdem ein Jahr, verarbeitete einen Teil der Trauben nach einzelnen Rebsorten, den Rest gemeinsam. Und kostete: „Der Welschriesling war okay. Der Grüne Veltliner war sehr gut. Der Weißburgunder war toll. Und der gemischte Satz war ein Wahnsinn. Terroir pur, ein Hammerwein: Ich war fertig. Und hab da verstanden: Der alte Mayer Franz hat recht gehabt.“

Der Doyen des Wiener Weins, der das Weingut Mayer am Pfarrplatz aufgebaut hat, hatte den gemischten Satz nie ganz verloren gegeben. Und ihn wohl immer schon als das gesehen, was er heute ist: die Visitenkarte des Wiener Weins. Seit mittlerweile zehn Jahren hat der Wiener Gemischte Satz nun DAC-Status und damit eine geschützte Herkunftsbezeichnung, er gilt als echte Spezialität und wird vom Steirereck abwärts ausgeschenkt. Der Weg dorthin war freilich relativ weit.


Denn bis mindestens Ende der 90er-Jahre war der gemischte Satz – an sich eine Art des Risikomanagements, das über Jahrhunderte in ganz Mitteleuropa praktiziert wurde, um durch verschiedene Rebsorten Ernteausfälle zu verhindern – Synonym für einen einfachen Schankwein, den man bestenfalls beim Heurigen trank. Immerhin: Während ab den 60er-Jahren ringsum gemischt gesetzte Weingärten ausgerissen und durch sortenreine ersetzt wurden, blieben sie in Wien erhalten.

Von Kennern wurde der Wein freilich verschmäht. „Er hatte ein mieses Image“, sagt Wieninger. Wer ihn als Qualitätswein verkaufen wollte, tat dies, wenn überhaupt, unter anderem Namen: Blend, Morgentau, alter Satz, alte Reben. Als sich Wieninger 2006 mit einigen anderen zur Wien-Wein-Gruppe zusammentat und eine USP suchte, war trotzdem klar: „Der gemischte Satz ist unser Wein.“ Rebsorten wie Chardonnay gebe es überall, Veltliner in Neuseeland inzwischen mehr als in Österreich. „Der gemischte Satz ist wirklich Wien. Und den nimmt uns auch keiner weg. Weil das Image ist tot.“

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