Frauen, die keine Kopfbedeckung tragen, müssen bis zu 55.000 Euro Strafe zahlen. Doch die Protestbewegung lässt sich nicht einschüchtern.
Teheran/Istanbul. Einer der sichtbaren Erfolge der iranischen Protestbewegung seit September war bisher das faktische Ende des Kopftuchzwangs in den großen Städten der Islamischen Republik. In Teheran und anderen Metropolen schlenderten Frauen mit offenem Haar durch die Straßen. Wenn Polizisten oder religiöse Eiferer auftauchten, wurden sie häufig von den Frauen und Passanten vertrieben. Regierungsvertreter brachten sogar die Abschaffung der „Kopftuchpflicht“ ins Gespräch. Doch jetzt schlägt das Regime zurück.
Die Führung in Teheran betrachtet die Verhüllung von Frauen im öffentlichen Raum als eine Säule der Islamischen Republik. Im September entzündete sich die bisher größte Protestwelle gegen das Mullah-System seit der Revolution von 1979 am Tod der jungen Mahsa Amini im Gewahrsam der Religionspolizei: Amini hatte angeblich ihr Kopftuch nicht ordnungsgemäß gebunden.