"Erbe bewahren": Kreisky-Festakt in der Wiener Hofburg

Heinz Fischer dauerhaft zutiefst
Heinz Fischer dauerhaft zutiefst(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
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Beim Festakt anlässlich des 100. Geburtstags von Bruno Kreisky würdigten Bundespräsident Fischer und Kanzler Faymann den 1990 verstorbenen Politiker.

Rund 600 geladene Gäste haben am Freitagabend auf Einladung des Bundeskanzleramtes den 100. Geburtstag von Bruno Kreisky in der Wiener Hofburg bei einem Festakt gewürdigt. Gastgeber Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) betonte in seiner Festrede den Auftrag, Kreiskys Erbe zu bewahren.

Neben Bundespräsident Heinz Fischer wohnten der Feier unter anderem auch der ehemalige spanische Ministerpräsident Felipe Gonzalez, die gesamte SPÖ-Ministerriege sowie zahlreiche internationale und nationale Gäste bei.

Faymann: "Erbe bewahren"

Faymann betonte in seiner Rede - wie auch Fischer - den Reformeifer Kreiskys: "Keine Ecke, kein verstaubter Winkel war davor sicher." Der Kanzler nannte etwa Leistungen des "Sonnenkönigs" im Bereich der Gleichstellung der Frauen und der Versöhnung der österreichischen Arbeiterschaft mit der katholischen Kirche. Faymann hob auch Kreiskys internationales Engagement - vor allem im Nahen Osten - hervor. Ein besonderes Augenmerk legte der Kanzler auf Kreiskys Reformen im Bildungsbereich: "Kreisky öffnete die Unis für alle", er habe soziale Barrieren abgebaut - besonders durch den Wegfall der Studiengebühren oder die Abschaffung der Aufnahmeprüfung für Gymnasien, so der Kanzler.

Geblieben sei der Auftrag, Kreiskys Erbe zu bewahren. "All das muss täglich verteidigt und weiterentwickelt werden", so Faymann. Man dürfe nicht - "40 Jahre, nachdem Bruno Kreisky die Tore für alle weit geöffnet hat" - die Türen wieder zumachen und zusehen, "wie sich eine selbst ernannte Elite abspalten will", sagte Faymann zum Thema Bildung.

Fischer: "Zeit großer Reformen"

Bundespräsident Fischer hat seine politische Leitfigur als Menschen gewürdigt, der "sein Leben in den Dienst seiner demokratischen Überzeugungen gestellt hat".

Der frühere langjährige SPÖ-Bundeskanzler habe "eine Zeit der Modernisierung und Liberalisierung, eine Zeit der Demokratisierung und Öffnung" geprägt, die heute zu Recht als Ära gelte. "Wir sind ihm dauerhaft und zutiefst dankbar", so Fischer laut Redetext bei der Feierstunde in der Wiener Hofburg.

Der Bundespräsident blickte zurück auf Kreiskys politisches Leben, strich die Erfahrungen im Austrofaschismus ebenso hervor wie die prägenden Jahre im schwedischen Exil und die Teilnahme an den Staatsvertragsverhandlungen. Mit seiner Kanzlerschaft ab 1970 sei eine "Zeit großer Reformen und Veränderungen, eine Zeit der Modernisierung und Liberalisierung, eine Zeit der Demokratisierung und der Öffnung" angebrochen: "Und all das im Bündnis mit möglichst vielen Menschen aus allen sozialen Schichten, die bereit waren, das berühmte 'Stück des Weges' mit Bruno Kreisky zu gehen."

Videobotschaft von Abbas

Spaniens Ex-Premier Gonzalez betonte den großen Einfluss Kreiskys auf seine Politik. Er sei dankbar, dass es derartige Persönlichkeiten gegeben habe, die man auch heute noch dringend bräuchte. Gewürdigt wurde der 1990 verstorbene Ex-Kanzler auch per Videobotschaft durch den Präsidenten der palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmoud Abbas: Kreisky sei ein Vorreiter des Dialogs zwischen Israelis und Palästinensern gewesen, sagte Abbas. Auch Israels Präsident Shimon Perez würdigte Kreisky in einer Grußnote als internationalen Staatsmann und Visionär.

Unter den Gästen befanden sich unter anderem auch der tschechische Außenminister Karl Schwarzenberg, Verfassungsgerichtshofpräsident Gerhart Holzinger, ÖGB-Chef Erich Foglar, Alt-Bundeskanzler Franz Vranitzky sowie Kreiskys "politischer Ziehsohn" Hannes Androsch. Die ÖVP-Minister waren der Veranstaltung ferngeblieben, gesichtet wurden unter anderem IV-Präsident Veit Sorger und die frühere Außenministerin Benita Ferrero-Waldner. Die Opposition war unter anderem durch Heinz-Christian Strache (FPÖ) und Volksanwältin Terezija Stoisits (Grüne) vertreten. Ebenfalls unter den Gästen befand sich Kreiskys Schwiegertochter Eva.

(APA)

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