Ein tödlicher Unfall im Trentino entfacht eine alte Debatte über die Zukunft der Bären in der Region. Beteiligen Sie sich an ihr und diskutieren Sie mit!
"Sie haben es darauf ankommen lassen, dass es einmal einen Toten geben wird. Jetzt haben sie ihn", sagt die Mutter jenes 26-jährigen Joggers, der Anfang April auf seiner Laufrunde im Wald in der Gemeinde Caldes im Trentino attackiert und getötet wurde.
Denn die Bärin - sie ist die Schwester des in Bayern erschossenen „Problembären" Bruno - hatte in der Vergangenheit bereits Menschen angegriffen, wie die Staatsanwaltschaft mitteilt. Schon damals hätte sie getötet werden sollen. Ein Verwaltungsgericht hob die Entscheidung jedoch auf. Auch nach dem tödlichen Unglück vom Osterwochenende wurde die Bärin mit dem Namen „Gaia" und dem Code „JJ4" zum Abschuss freigegeben - doch Tierschützer legten Berufung ein, der Abschussbefehl wurde vorerst zurückgenommen. Die Bärin wurde mittlerweile eingefangen und in ein Tierpflegezentrum gebracht. Wie es mit ihr weitergeht, wird vor Gericht entschieden.
Die Geschehnisse versetzen das Trentino in Aufruhr - und treten eine alte und heikle Diskussion wieder los. Sind die Tage der Bären in der Alpenregion gezählt?
Das Thema ist zum Politikum geworden. Die Region ist nicht zuletzt bei Wanderern und Touristen sehr beliebt. Bären sind in der Regel scheu und meiden den Kontakt zu Menschen. Doch die Bären werden im Trentino zum Problem. Dabei wurden zwischen 1999 und 2002 über ein Wiederansiedlungsprojekt mit Unterstützung der EU zehn Bären aus Slowenien in der Region angesiedelt, um dem Aussterben der Bärenpopulation entgegenzuwirken. Geriet es außer Kontrolle? Die Braunbären vermehrten sich, heute leben rund 100 von ihnen dort. Geht es nach Bürgermeistern und vielen Bewohnern, zu viele. Die Bären müssten dezimiert werden, um die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten.
Tierschutzverbände wiederum setzen sich für „Gaia“ ein. Schuld an der Misere sei der Mensch, der den Tieren zunehmend ihren Lebensraum nehme. Der Idee eines "Gleichgewichts", in dem sich alles Leben auf Erden befinde, kann Thomas Kramar aus unserer Kulturredaktion nicht viel abgewinnen. „Die Illusion, dass man mit Wölfen und Bären auf Augenhöhe im gewaltfreien Diskurs verhandeln kann, ist hoffentlich nach dem Tod des Joggers geschrumpft“, schreibt er. Sein Vorschlag? Die Bärin soll hinter Gittern bleiben, lebenslang, bzw. in ein größeres Gehege übersiedeln. Am besten mit den anderen Bären. Und was meinen Sie?
(bsch)
Nun stellt sich nicht nur die Frage, wie gefährlich die Bären in den Alpen sind. Sondern auch: Wie gefährdet sind die Bären in den Alpen? Wie soll es mit der „Problembärin“ weitergehen? Und: Wie löst Italien sein Bären-Problem? Diskutieren Sie mit!