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Ein Pop-Hit aus der KI-Konserve sorgt für Unmut

Der kanadische R&B-Star Drake ist im Lied "Heart on My Sleeve" zu hören, obwohl er nicht darin singt - KI sei Dank.
Der kanadische R&B-Star Drake ist im Lied "Heart on My Sleeve" zu hören, obwohl er nicht darin singt - KI sei Dank.(c) Chris Delmas/AFP via Getty Images
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Drake und The Weeknd singen in „Heart on My Sleeve“ – KI sei Dank. Universal geht gegen den Song vor.

Eine kribbelige Klavier-Akkordzerlegung, dann setzt der Beat ein – und mit ihm der Sprechgesang. Unverkennbar: Da rappt der kanadische Hip-Hop- und R&B-Superstar Drake. Wir kennen seinen schlurfenden Tonfall, seine subtil depressiven Melodien. Direkt nach dem Refrain übergibt er an seinen kaum weniger prominenten Landsmann The Weeknd. Dieser singt ein paar cremige Zeilen über Frauen, Autos und Schmuck. Und verlautbart, dass er sein „Herz auf der Zunge“ trage.

So – „Heart on My Sleeve“ – heißt auch der Internet-Hit, der mit den Namen der beiden Popstars für sich wirbt. Und seinen Titel Lügen straft: Drake und The Weeknd haben mit dem Song nämlich nichts zu tun. Veröffentlicht wurde er vor ein paar Tagen auf TikTok, von einem Nutzer mit dem selbstironischen Namen „ghostwriter977“, entsprechendem Profilbild (ein Bettlaken-Gespenst mit Sonnenbrille) – und dem Hinweis, dass Musik, Text und Stimmen des Tracks mit Hilfe einer KI-Software generiert wurden.

Seither ging der kurze Musik-Clip in Sozialmedien viral. Viele, darunter auch Fans der per KI abgekupferten Künstler, erfreuten sich an der digitalen Kuriosität. Manche witterten einen Marketing-Stunt für ein Start-up, andere vermuten Drake selbst hinter der Nummer, die auch auf Spotify vielfach gestreamt wurde. Kein Interesse an Spekulationen hat indes die Universal Music Group: Sie setzte flugs die Entfernung des Tracks von großen Plattformen durch. In einer Stellungnahme ließ das Label wissen, das Training generativer KI vermittels „der Musik unserer Künstler“ sei eine Copyright-Verletzung. Online-Musikportale stünden hierbei rechtlich und moralisch in der Pflicht.

Fotograf lehnt Preis für KI-Foto ab

Neben dem Zwist um Urheberrecht und damit verbundene Umsätze befeuert das kurze Lied auch die Debatte um das Täuschungspotenzial von KI. Ob der Drake in „Heart on My Sleeve“ Fake ist oder nicht, merkt man bei flüchtigem Hören kaum, auch weil digitale Verfremdungseffekte im Pop gang und gäbe sind.

KI gewinnt in der Kulturwelt stetig an Brisanz. Das zeigt auch eine rezente Aktion des Fotografen Boris Eldagsen: Er lehnte unlängst den Hauptpreis der Sony World Photography Awards ab. Sein Siegerbild entstand teils dank KI. Auf seiner Homepage erklärt der Künstler, er habe dies bei der Einreichung bewusst nicht erwähnt, um zu prüfen, wie der Wettbewerb reagieren würde. Er wolle eine Diskussion anregen, „was wir als Fotografie betrachten wollen und was nicht“.

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