Venezianische Dolomiten

Die Italiener, die die Eiscreme nach Österreich brachten

Gondelbauer aus dem Zoldo-Tal in den venezianischen Dolomiten versüßten vor 150 Jahren den Sommer in der Donau-Monarchie: Die Geschichte einer besonderen Migration und ihrer Erben.

Dank Julius Mattiuzzi schmeckt der Sommer in Wien süß. Der Norditaliener eroberte vor etwa 150 Jahren mit „Gelati“, Eiscremes, die Donau-Metropole. Seitdem eröffnet für viele Wiener das erste Schleckeis die warme Jahreszeit. Von März bis August zogen Mattiuzzis 60 Eiswagen durch die Stadt, verkauften die köstlich-kühle Creme in kleinen Metallschalen. Schoko, Vanille, Erdbeere, Haselnuss waren die Lieblingssorten. Der Geschäftsmann platzierte seine Handkarren strategisch, vor Parks, Kasernen – und Konditoreien. „Das sahen die mächtigen Zuckerbäcker gar nicht gern“, sagt sein Enkel, Merino Mattiuzzi. Daher durfte Eis später nur in Lokalen verkauft werden.

Merino Mattiuzzi begab sich vergangene Woche in Wien auf die Spuren seines Großvaters Julius, der Ende des 19. Jahrhunderts eine erfolgreiche Konditorei in Venedig zurückgelassen hatte, in die Hauptstadt des Kaiserreichs gezogen war und dort seinen ersten Eiskarren gekauft hatte. In Venedig hatte Julius seine Vergangenheit als armer Holzarbeiter aus den Dolomiten hinter sich gelassen, lesen, schreiben und den Konditorberuf gelernt. Warum er weggezogen ist, weiß der Enkel mit dem imposanten Rauschebart nicht: „Vielleicht lockte die Liebe?“ Oder die Neugierde, der geschäftliche Instinkt.

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