Filmbranche

Heftige Vorwürfe gegen Schweiger: „Til ist ständig ausgerastet“

LIEBER KURT - Kinopremiere mit Til Schweiger Wien, 15. 09. 2022 Til SCHWEIGER, Levi WOLTER, Franziska MACHENS *** LIEBER
LIEBER KURT - Kinopremiere mit Til Schweiger Wien, 15. 09. 2022 Til SCHWEIGER, Levi WOLTER, Franziska MACHENS *** LIEBER(c) IMAGO/SKATA (IMAGO)
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Der „Spiegel“ zitiert mehrere Mitarbeiter von Filmsets, die von Fehlverhalten Til Schwigers berichten. Schweiger und seine Produktionsfirma widersprechen der Darstellung. Nun meldete sich auch Nora Tschirner zu Wort: "Ich finde, dass da in dem Artikel sehr viel stimmt."

Dem deutschen Kinostar Til Schweiger werden laut einem Bericht des „Spiegel“ Schikanen und Gewalt bei Filmdrehs vorgeworfen: Mitarbeiter erzählten dem Magazin etwa von einem Vorfall im Juli 2022 bei den Dreharbeiten zu „Manta Manta – Zwoter Teil“, bei dem Schweiger alkoholisiert am Set aufgetaucht sei. Dort habe man ihm gesagt, dass er in diesem Zustand nicht drehen könne. Schweiger habe versucht, sich Zugang zum Set zu verschaffen und sei ausgerastet, er habe einen Mitarbeiter geschlagen, heißt es in dem Magazin. Namentlich genannt werden die Mitarbeiter Schweigers nicht – sie hätten darum gebeten, weil der Schauspielstar mächtig sei, so der „Spiegel“. Das Magazin gibt an, mit mehr als fünfzig Filmschaffenden, ehemaligen und aktuellen Vertraute gesprochen zu haben.

Schweiger selbst und seine Produktionsfirma Constantin Film widersprechen der Darstellung des „Spiegel“: Gerüchte, die seit Jahren kursieren, würden „zu Unrecht als tatsächlich“ dargestellt, so demnach ein Anwalt des Schauspielers. Constantin Film teilte mit, die Vorwürfe seien „überwiegend unvollständig und verzerrend, teilweise auch wiederum schlicht falsch.“ Es gilt die Unschuldsvermutung.

Schweiger sei „Imperator“ genannt worden

Im „Spiegel“ zitiert wird eine Mitarbeiterin, die mit Schweiger 2021 den Film „Lieber Kurt“ drehte, eine Adaption eines Romans von Sarah Kuttner. „Til ist ständig ausgerastet“, erzählt diese. Er habe Crewmitglieder beschimpft, sei oft aggressiv und betrunken gewesen. „Das Set war eine einzige Wolke aus Angst, gefühlt hat sich niemand getraut zu atmen“, zitiert das Magazin einen weiteren Mitarbeiter des Drehs. Schweiger sei „Imperator“ genannt worden: Galgenhumor.

Berichtet wird im „Spiegel“ auch über prekäre Arbeitsbedingungen infolge von Schweigers Verhalten am Set. Ruhezeiten und Pausen seien nicht eingehalten worden, die Nächte seien kurz gewesen, ständig habe Schweiger das Drehbuch umgeschrieben. „Man bekommt ein Belastungsproblem“, wird ein Crewmitarbeiter zitiert. Der „Spiegel“ berichtet auch von einem Unfall am Set von „Manta Manta 2“: Eine Lichtassistentin sei in einem instabilen Dach eingebrochen und habe sich dabei einen komplizierten Bruch im Knöchel zugezogen. Sie könne bis heute nicht arbeiten.

Geschildert wird auch Fehlverhalten gegenüber einer jungen Komparsin: Schweiger habe die Idee gehabt, dass ihr ein Prominenter, der das Set besuchte, vor laufender Kamera ein Autogramm auf die entblößte Brust geben solle. Die Nackt-Szene wurde vor mehr als hundert Mitarbeitern gedreht. „Dabei wussten alle, dass es die Szene vermutlich niе in den Film schaffen wird“, wird ein Crewmitglied zitiert. Denn das hätte bedeutet, dass „Manta Manta – Zwoter Teil“ keine Jugendfreigabe bekommen hätte, was dem Film an den Kinokassen geschadet hätte. Tatsächlich ist die Szene im fertigen Film nicht zu sehen.

Nora Tschirner: „Ich hab keinen Bock mehr drauf"

Wenige Stunden nach Veröffentlichung des Artikels hat sich Nora Tschirner, die mit Schweiger mehrere Filme gedreht hat, zu dem Artikel geäußert. „Ich finde, dass da in dem Artikel sehr viel stimmt“, sagte sie in einem Video, das sie auf Instagram veröffentlichte. Welche Teile sie genau meint, präzisierte sie nicht, sie sprach auch nicht dezidiert über Schweiger selbst, sondern über die Zustände der Filmindustrie. Sie kritisierte, dass die erhobenen Vorwürfe „von Verantwortlichen im Prinzip für null und nichtig erklärt werden“ und meinte: „Ich muss sagen: Ich hab keinen Bock mehr drauf". Tatsächlich sei es in der Filmbranche seit Jahrzehnten „ein absolut offenes Geheimnis“, dass solche Zustände an Filmsets herrschen würden. Dass man als Verantwortliche nicht sagt, man gehe dem auf den Grund, findet sie „höhnisch.“

>> Bericht im „Spiegel"

(her)

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