Unterwegs

Zwei Tage am Flughafen Newark

Den Wettergöttern und der Flugsicherung ausgeliefert: über unverhoffte zwei Tage am Flughafen Newark.

Ich habe in den vergangenen zwölf Monaten mehr Zeit auf Flughäfen verbracht, als wohl in meinem ganzen Leben davor zusammengenommen. Nicht, weil ich weniger verreist wäre, im Gegenteil – ich bin schlicht und zum Horror meines Vaters eine große Anhängerin des So-zügig-wie-möglich-den-Flughafen-hinter-mir-Lassens, nur 50 Minuten vorher hin, eine Tasche, Boarding, Abflug, basta. Alles entspannt. Die Pandemie hat aber nicht nur mir, sondern auch den Airlines die Übung genommen, und das hat dazu geführt, dass die Flughafenstunden schleichend die Flugstunden überholen.

Nachdem ich vergangenen Sommer unverhofft einen Kurzurlaub in Charlotte (North Carolina) verbringen durfte, anstatt meiner Schwester persönlich zum Geburtstag zu gratulieren, fand ich mich jüngst zwei Tage lang auf dem – passend benannten – Liberty-Flughafen in Newark wieder. Zwei Tage. Dem New Yorker ist jeder noch so kurze Grenzübertritt ins benachbarte New Jersey ein Grauen, und hier war ich, den Göttern und der Flugsicherung ausgeliefert.

Ein Sturm hatte meinen Flug am Samstagabend gestrichen, am Sonntagmorgen brach dann das Chaos aus und der Flugplan zusammen. Ganze Crews gingen zwischen falsch geparkten Maschinen verloren, und es brauchte drei Anläufe und 24 Stunden, ehe ich mich in meinen Sitz schnallen konnte. Glücklicherweise ging es westwärts. Meine verlorene Zeit im verregneten Osten wurde von einem Landeanflug im rosaroten Sonnenuntergang wettgemacht. Und von dem Gefühl, dass eine 3500-Kilometer-Reise nun einmal zwei Tage dauert.

elisabeth.postl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.05.2023)

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