Kommentar

So leicht ist Erdoğan nicht auszuhebeln

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TURKEY-POLITICSAPA/AFP/ADEM ALTAN
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Die türkische Opposition wollte den Präsidenten mit einem raschen Sieg aus dem Amt befördern. Doch jetzt kommen schwierige Wochen auf sie zu.

Die Hoffnungen der türkischen Opposition waren groß gewesen. Sie wollte die jahrzehntelange Herrschaft Recep Tayyip Erdoğans beenden – und zwar bereits am Sonntag. Doch diese Hoffnungen haben sich nun zerschlagen. Der politisch gewiefte Präsident der Türkei hat gezeigt, dass er nicht so rasch abzuschreiben ist. Er hat die Abstimmung am Wochenende für sich entschieden, muss aber in eine Stichwahl. Das zeigen jedenfalls die Ergebnisse, die die offizielle Wahlkommission nun bekanntgegeben hat.

Für Erdoğans Herausforderer Kemal Kılıçdaroğlu wird die Zeit bis zum zweiten Wahlgang hart. Er muss den Schwung, mit dem die Opposition in die politische Auseinandersetzung gezogen ist, am Leben erhalten. Kılıçdaroğlu hatte versprochen, einen raschen Machtwechsel herbeizuführen. Er hatte Siegeszuversicht versprüht, so als wäre der politische Niedergang Erdoğans bereits ausgemachte Sache. Und der wachsende Unmut vieler Türkinnen und Türken über Misswirtschaft, die galoppierende Inflation und das staatliche Versagen nach der Erdbebenkatastrophe vor drei Monaten schienen ihm Recht zu geben.

Opposition braucht klaren Sieg

Doch die Erzählung Kılıçdaroğlus, man könne eine neue, bessere Türkei ohne den mächtigen Übervater Erdoğan aufbauen, hat vorerst nicht gereicht, um den Präsidenten aus dem Amt zu befördern. Will der Oppositionschef das nun im zweiten Wahlgang schaffen, müsste sein Sieg wohl ein sehr deutlicher sein. Um Erdoğan und seinen Gefolgsleuten klar zu machen, dass sie keine andere Chance haben, als den Präsidentenpalast zu räumen.

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