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Drei Espressi und ein Kinobesuch statt des Sommerurlaubs?

Günstiger Reisen mit der eigenen Jause?
Günstiger Reisen mit der eigenen Jause?Clemens Fabry
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Obwohl wir auf den ersten cornonabeschränkungsfreien Sommer seit vier Jahren zusteuern, schrumpfte trotz hoher Nachfrage das Angebot an Flügen.

Für eine bestimmte Art des Reisens zahlte man wenig, in einer grauen Vorzeit, vor Corona. Es gab damals ­„Billigfluglinien“, und sie standen – nicht zu Unrecht – in der Kritik, die Klimakatastrophe anzuheizen. Von deren einstiger Dumpingpolitik blieben nur Firmennamen, ein vages Image und die habituell abgesonderten Propagandasprüche als direkte oder indirekte Werbung. Sogar die nunmehr kostenpflichtige, geruchlich und geschmacklich widerwärtige Sandwichverpflegung an Bord hat sich verteuert.

Der CEO von Easyjet, Johan Lundgren, verteidigte sich jüngst im „Tagesanzeiger“ unter der Überschrift „Wir können derzeit alle schlagen“, dass sein Durchschnittsflug eh nur 60 Euro kosten würde. Davon seien nur 10 Euro Zuschlag den gestiegenen Kerosinpreisen geschuldet. „Für diesen Beitrag kann man in ­vielen Ländern drei Espressi bestellen oder ins Kino gehen“, fiel ihm dazu ein. Kein Wort fand er zur Explosion der plump versteckten Gepäcks- und Nebenkosten. Bemerkenswert, was da offen vor unseren Augen geschieht: Obwohl wir auf den ersten cornonabeschränkungsfreien Sommer seit vier Jahren zusteuern, schrumpfte trotz hoher Nachfrage das Angebot an Flügen. Also weniger CO2, und alles positiv zu bewerten?

Steigende Urlaubspreise feuern die Teuerung an. Auf dem riesigen Markt holt sich nun jeder einzelne Haifisch das, was er maximal abkriegt, und mit Treibstoffpreisen hat das denkbar wenig zu tun. Im Sommer 2023 werden viele Menschen, zwar unter resignativem Murren, aber eben doch, bereitwillig bis zur Hälfte mehr für Flugreise und Urlaub zahlen. Natürlich können Einzelne mit ein bisschen Geschick trotzdem Geld sparen: etwa durch Früh­buchung – die vorsichtigen Veranstalter kaufen zur Zeit nur kleine Ticketkontingente –, durch Buchungsvermeidung am Wochenende zugunsten der ersten vier Wochentage oder durch Vermeidung überlaufener Destinationen. Wer satt oder mit Jausenboxbroten zum Flug­hafen kommt, macht sich zudem un­­abhängig von den Fantasiepreisen der Monopolisten. Aber vielleicht sollte man eh besser daheim bleiben, drei Espressi trinken und ins Kino gehen. 

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("Die Presse Schaufenster" vom 12.05.23)

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