Minderheiten

Sobotka sucht Lösung für Erhalt von Roma-Gräbern

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka
Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka IMAGO/SEPA.Media
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In Deutschland haben Bund und Länder 2016 einen Beschluss zum Ruherecht für Grabstätten der unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft verfolgten Sinti und Roma gefasst.

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) sucht eine Lösung, wie man die Gräber von Sinti und Roma, die den Holocaust überlebt haben, dauerhaft erhalten kann. Als Vorbild dienen könnte dabei das deutsche Modell, sagte er im Doppelinterview mit dem Vorsitzenden des Zentralrats der Deutschen Sinti und Roma, Romani Rose. Dort teilen sich Bund und Länder die Kosten auf. Sobotka will sich dieses Modell nun genauer ansehen.

In Deutschland haben Bund und Länder 2016 einen Beschluss zum Ruherecht für Grabstätten der unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft verfolgten Sinti und Roma gefasst. Sie kamen damit der Bitte des Vorsitzenden des Zentralrats der Deutschen Sinti und Roma, Romani Rose, nach. Er hatte sich seit Jahren für ein dauerndes Ruherecht eingesetzt. Bund und Länder sind übereingekommen, die Kosten zum Erhalt der Gräber zu je 50 Prozent zu übernehmen.

Für Rose war die politische Entscheidung ein wichtiger Akt, dort dienen die Gräber als "Denkmäler". "Ich denke, das ist ein wichtiger Akt, weil die meisten Menschen sind wieder in die Ortschaften zurückgekommen, in denen sie vorher gewohnt haben." In Österreich habe es - nach den Zählungen der Nazis - 10.000 Angehörige der Minderheit gegeben, wovon etwa die Hälfte in Polen im mobilen Vergasungswagen ermordet wurde. "Für viele unserer Menschen gibt es keine Gräber", schildert Rose. Nach der NS-Zeit hätten viele Überlebende auf den örtlichen Friedhöfen Gräber gekauft und die Namen derer darauf geschrieben, "von denen keine Spuren mehr da waren". "Ich denke, das ist ein wichtiger Akt", betonte der Zentralratsvorsitzende der Deutschen Sinti und Roma.

"Wir brauchen nur eine technische Struktur"

Er habe die Frage bereits erörtert, antwortete der Nationalratspräsident auf das Anliegen des deutschen Zentralratsvorsitzenden. Sobotka verwies etwa auf den Nationalfonds sowie den Friedhofsfonds für Jüdinnen und Juden in Österreich. "Wir brauchen nur eine technische Struktur, wie wir mit dem Thema umgehen." Man würde sich auch gerne das deutsche Beispiel einmal ansehen, stellte Sobotka Rose in Aussicht.

Auch auf anderen Ebenen ist Sobotka bemüht, das Gedenken an die von den Nazis ermordeten Sinti und Roma aufrechtzuerhalten. So spricht er sich etwa für ein Denkmal auf dem neben dem Parlament liegenden Schmerlingplatz aus, wie er auch zuletzt bei einer Festveranstaltung anlässlich des Roma-Tages im Hohen Haus sagte. Aber auch ein zusätzliches gemeinsames Mahnmal für alle Minderheiten schlägt er im Interview vor.

Eine Inklusion der Roma und Sinti sowie anderen Opfer des Nazi-Regimes kann sich Sobotka außerdem auch in einem möglichen Shoah-Zentrum in Wien vorstellen, das sich der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG), Oskar Deutsch wünscht. "Wir würden das sehr begrüßen", meinte auch Rose zu dem Vorhaben.

(APA)

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