Auch das noch

Dokumente am Dach: Schlampiger Mitarbeiter verhindert Comeback des weltweit größten AKWs

Inspektion der Speichertanks, in denen Tepco kontaminiertes Meerwasser verwahrt.
Inspektion der Speichertanks, in denen Tepco kontaminiertes Meerwasser verwahrt. (c) EPA (JAPAN NUCLEAR REGULATION AUTHORITY / HANDOUT)
  • Drucken

Im Lichte der Ukrainekrise drängt Japan zurück zur Atomkraft. Doch eine Serie an Pannen, Sicherheitslücken und Missgeschicke beim Fukushima-Betreiber Tepco verzögern das nukleare Revival.

Zwölf Jahre nach dem verheerenden Atomunglück von Fukushima will Japan wieder mehr Kernkraft wagen. Die europäische Gaspreiskrise und der Ukrainekrieg drängten die Politiker des Inselstaates zum nuklearen Comeback, um die Abhängigkeit von Öl- und Gasimporten zu verringern. Doch das gestaltet sich schwieriger, als viele gedacht hatten.

So will der frühere Fukushima-Betreiber Tokyo Electric Power Company (Tepco) unter anderem das weltgrößte Atomkraftwerk Kashiwazaki-Kariwa mit diesem Sommer wieder in Betrieb nehmen. Der Schritt würde dem Unternehmen immerhin ein jährliches Plus von knapp einer Milliarde US-Dollar (930 Millionen Euro) sichern. Ein nachlässiger Mitarbeiter könnte diesen Plan jedoch vorerst vereitelt haben.

Schwerwiegende Sicherheitsmängel

Der Tepco-Angestellte wollte nach einigen Tagen im Homeoffice zurück ins Büro, platzierte einen Stapel wichtiger Dokumente des Unternehmens auf sein Autodach, stieg ein - und fuhr los. Die Panne fiel erst auf, nachdem aufmerksame Anrainer einige Zettel aufgesammelt und den Fund der Polizei gemeldet hatten. Immer noch fehlen 38 Seiten, die das Unternehmen eigentlich nie hätten verlassen sollen.

Für sich genommen ist das Missgeschick keine Tragödie, doch es ist nur der letzte Zwischenfall in einer ganzen Serie an Pannen und Sicherheitslücken, die das Revival der japanischen Atombranche derzeit verzögern. Der Betreiber Tepco kam schon nach dem Unglück in Fukushima stark unter Beschuss. Schwerwiegende Fehler und mangelnde Vorbereitung seitens des Unternehmens hätten es erst möglich gemacht, dass die Flutwelle eine derartige atomare Katastrophe ausgelöst hatte, urteilten die Behörden damals.

Kraftwerk als Ziel für Terroristen

Vor zwei Jahren fanden sie neuerlich grobe Sicherheitslücken, die das Kraftwerk zum Ziel für Terroristen machen könnten, wie der Regulator warnte. So konnten die Prüfer damals etwa an 16 Stellen ohne gültige Zugangsberechtigung in das Kraftwerk eindringen. Eine Genehmigung sollte es erst dann wieder geben, wenn sichergestellt sei, dass das Unternehmen von sich aus auf derartige Mängel reagieren könne.
Bis dato ist es nicht so weit: Erst vergangene Woche hatten die Behörden die politisch an sich erwünschte Genehmigung für die Wiederinbetriebnahme von Kashiwazaki-Kariwa erneut wegen inadäquater Sicherheitsmaßnahmen verzögert. Die jüngste Panne könnte der letzte Tropfen sein, der aus dem vorläufigen Nein der Behörde ein dauerhaftes macht. Tepco gelobte - wieder einmal - Besserung. Der Mitarbeiter und dessen Manager seien verwarnt worden.

Schwerpunkt Klimawandel

Die Erderhitzung und die grüne Wende verändern Natur, Gesellschaft und Märkte auf der Welt grundlegend. Das Klima-Team der "Presse" liefert Hintergründe, jüngste Forschungsergebnisse und Debatten rund um eines der drängendsten Probleme unserer Zeit.

Alle Artikel finden Sie unter diepresse.com/klima. Sie wollen keinen wichtigen Beitrag verpassen? Abonnieren Sie "Klimawandel" als Push-Nachrichtin den Einstellungen der "Presse"-App.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.