Internationales Entsetzen

Zugunglück mit rund 280 Toten in Indien: Fehler im Signalsystem wohl Ursache

Räumungsarbeiten nach dem Zugunglück. Zwei Passagierzüge und ein Güterzug wurden zerstört.
Räumungsarbeiten nach dem Zugunglück. Zwei Passagierzüge und ein Güterzug wurden zerstört. REUTERS
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Man habe die Ursache und die verantwortlichen Personen identifiziert, teilt der indische Verkehrsminister mit. Das ganze Ausmaß der Zugkatastrophe im indischen Bundesstaat Odisha ist noch nicht absehbar.

Das Zugsunglück im Osten Indiens mit rund 280 Toten ist nach Regierungsangaben durch einen Fehler im elektronischen Signalsystem verursacht worden. Der indische Minister für den Bahnverkehr, Ashwini Vaishnaw, verwies am Sonntag laut der Nachrichtenagentur ANI auf das Signalsystem als Ursache des Unglücks, ohne Details zu nennen. "Wir haben die Ursache des Unfalls und die verantwortlichen Personen identifiziert", sagte der Minister zum Stand der Ermittlungen. Die Untersuchungen dauerten noch an.

Am Sonntag hatten die Behörden die Totenzahl leicht nach unten korrigiert. Es seien 275 Menschen umgekommen und nicht 288, wie am Samstag mitgeteilt worden sei, sagte der Verwaltungschef des Bundesstaats Odisha, Pradeep Kumar Jena, der Agentur ANI. Einige Leichen seien demnach zuvor zweimal gezählt worden. Bisher seien zudem 88 Tote identifiziert worden. Behörden hätten Listen und Fotos der Verstorbenen zum Zwecke der Identifikation auf verschiedene Regierungswebsites hochgeladen. Angehörige sollten sie nicht mit Kindern anschauen, hieß es.

Premier droht mit schweren Strafen

Laut Rettungskräften vor Ort werden in und unter den Wracks inzwischen keine Überlebenden mehr erwartet. Das Ziel sei es, die Räumungsarbeiten bis Mittwoch abzuschließen, sagte Bahnminister Ashwini Vaishnaw der indischen Nachrichtenagentur ANI. Gleichzeitig versuchten Angehörige vor Ort in verschiedenen Leichenhallen teils sehr entstellte Opfer zu identifizieren, wie etwa die "Times of India" berichtete.

Am Samstag versprach Premierminister Narendra Modi, die Schuldigen für das Unglück mit Hunderten Toten und Verletzten schwer zu bestrafen. Mehrere Oppositionspolitiker warfen der Regierung nach dem Unfall vor, nicht genügend in die Bahnsicherheit investiert zu haben und forderten Vaishnaw zum Rücktritt auf. Dieser wiederum sagte, jetzt sei nicht die Zeit für politische Diskussionen.

Alte Züge, marode Gleisanlagen

Der Unfall ereignete sich am Freitagabend in einer ländlichen Gegend im Bezirk Balasore, gut 200 Kilometer südwestlich von Kolkata. Drei Züge waren laut Behörden daran beteiligt. Örtlichen Berichten zufolge soll ein Passagierzug zuerst entgleist sein, ein anderer Passagierzug soll in dessen liegen gebliebene Waggons gerast sein. Auch ein Güterzug soll beteiligt gewesen sei.

Das bevölkerungsreichste Land der Welt mit rund 1,4 Milliarden Menschen hat ein historisch gewachsenes und eines der größten Bahnnetze der Welt, in das die Regierung zuletzt deutlich investiert hat. Angesichts vieler alter Züge und überholungsbedürftiger Gleisanlagen gibt es jedoch häufig Unfälle. Doch derart hohe Opferzahlen sind selten geworden. Der Unfall entfachte auch wieder eine Diskussion um Sicherheit bei der Bahn.

Internationales Entsetzen

Rund um die Welt kondolierten Politiker und Staatschefs, zuletzt unter anderem auch US-Präsident Joe Biden. "Jill und ich sind nach der tragischen Nachricht über das tödliche Zugsunglück in Indien untröstlich", sagte Biden am Samstag (Ortszeit) laut einer Mitteilung des Weißen Hauses in Washington auch im Namen der First Lady. Der Präsident und seine Frau seien in Gedanken bei den Menschen in Indien.

Auch UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich laut seinem Sprecher Stéphane Dujarric nach dem Unglück "zutiefst betrübt". Der Generalsekretär kondoliere sowohl den Angehörigen der Opfer wie auch den Menschen in Indien und ihrer Regierung, hieß es in einer Stellungnahme aus New York.

(APA/dpa)

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