"Gigant des Showbusiness": Peter Alexander ist tot

"Gigant des Showbusiness": Peter Alexander ist tot(c) ORF (BT)
  • Drucken

Der österreichische Schauspieler, Sänger und Entertainer ist am Samstag im Alter von 84 Jahren verstorben. Die Trauerfeierlichkeiten werden im engsten Familienkreise stattfinden.

Der österreichische Schauspieler, Sänger und Entertainer Peter Alexander ist am Samstag 84-jährig gestorben. Dies bestätigte seine Sprecherin Erika Swatosch in der Nacht auf Sonntag.

Swatosch, die sich "im Auftrag der Familie" äußerte, machte keine Angaben zur Todesursache und zum Ort von Peter Alexanders Ableben. "Die Trauerfeierlichkeiten finden im engsten Familienkreise statt", hieß es abschließend in dem kurzen E-Mail.

"Friedlich eingeschlafen"

Laut Angaben von Agnes Buchbinder, der Ehefrau des Pianisten Rudolf Buchbinder, ist Peter Alexander, der gestern, Samstag, gestorben ist, "ganz friedlich bei sich zu Hause eingeschlafen". Wie Buchbinder gegenüber dem "Kurier" (Montagausgabe) erklärte, hatten sie selbst und ihr Ehemann ihren engen Freund Alexander noch am Freitagabend besucht. "Er lag ganz friedvoll in seinem Bett."

Peter Alexander habe sein Begräbnis selbst geplant. "Er wünschte sich ein ruhiges Begräbnis", sagte Agnes Buchbinder. "Es wäre schön, wenn man diesem Wunsch Folge leisten würde."

Pionier der Fernsehunterhaltung

Der langjährige Weggefährte und Schlagerkomponist von Alexander, Ralph Siegel, reagierte bestürzt auf die Nachricht: "Wir sind alle fix und fertig - ich war ein sehr enger Freund von ihm." Es sei furchtbar, "aber vielleicht ist er jetzt bei seiner Hilde", sagte der Musikproduzent.

"Mit dem Tod von Peter Alexander verliert Österreich einen großen Schauspieler, Sänger und Entertainer", sagte SP-Kulturministerin Claudia Schmied am Sonntag und führte weiter aus: "Peter Alexander zählte zu den Pionieren der deutschsprachigen Fernsehunterhaltung. Mit seinem komödiantischen Talent und vielseitiger Begabung hat er sich rasch ein großes Publikum erobert und über viele Jahrzehnte beste Unterhaltung über die Grenzen unseres Landes hinaus geboten."

"Das Gesicht Österreichs"

Peter Alexander in einer seiner vielen Shows
Peter Alexander in einer seiner vielen Shows(c) EPA (Horst Ossinger)

Auch SP-Kanzler Werner Faymann zeigte sich am Sonntagvormittag "betroffen" über den Tod "von Schauspieler, Sänger und Fernsehlegende Peter Alexander". Er habe "als Künstler über Generationen den Menschen Freude bereitet - im Inland und im Ausland. Er war mit seinem Talent und seiner Vielseitigkeit über alle Grenzen hinweg das Gesicht Österreichs", sagte Faymann.

Seit "den Jahren des Wiederaufbaus bis zu seinem Rückzug von der Bühne" habe er auf "seine spezielle Art unterhalten" und habe die "tragische Zeit" schwerer persönlicher Schicksalsschläge in seinen letzten Lebensjahren "mit bemerkenswerter Würde durchlebt". Der Bundeskanzler sprach den Verwandten und Freunden Peter Alexanders im Namen der Bundesregierung seine "tiefe Anteilnahme" aus.


Schauspieler, Sänger, Entertainer

Sein Werk gehört zum Kanon der deutschsprachigen Unterhaltung, seine aussterbende Kunst des umfassenden Entertainments unterhielt am Ende seiner Karriere bereits drei Generationen: Peter Alexander begeisterte sein Publikum in über fünfzig Filmen, vierzig TV-Shows und 600 Gastauftritten, zahlreichen Theaterrollen und rund 120 Platten. Und er war einer der wenigen österreichischen Künstler, die weit über die Grenzen Bekanntheit und Beliebtheit genießen. Seit dem Tod seiner Ehefrau Hilde im Jahr 2003 lebte Alexander zurückgezogen in Wien, Anfang März 2009 starb seine Tochter Susanne Neumayer-Haindinger bei einem Autounfall in Thailand. Nun ist der Schauspieler, Sänger und Entertainer im Alter von 84 Jahren gestorben.

Zu seinen legendären Shows zählen "Ein Wiener in Paris", "Peter Alexander präsentiert Spezialitäten", bis zur letzten "Peter Alexander Show" 1995 mit Stargästen wie Montserrat Caballe und Liza Minelli, und danach, als allerletzte Show "Was sind schon siebzig Jahre?" 1996. Und Showlegende Alexander sorgte auch mit achtzig noch für Verkaufsrekorde. Mit der zu seinem runden Geburtstag im Jahr 2006 bei Sony/BMG erschienenen Jubiläums-Doppel-CD "Herzlichen Glückwunsch!" erreichte er erstmals nach 35 Jahren wieder die Spitze der Charts und die erste Folge der Peter-Alexander-DVD-Kollektion "Herzlichen Glückwunsch! Die schönsten Show-Momente" verzeichnete binnen kurzer Zeit Goldstatus. Auch seine Biografie "Peter Alexander. 'Das Leben ist lebenswert'" (Amalthea) führte die Bestseller-Listen an.

Schauspieler statt Arzt

Peter Alexander Neumayer, am 30. Juni 1926 in Wien als Sohn eines Bankbeamten geboren, tauschte rasch das nach einjähriger britischer Kriegsgefangenschaft begonnene Medizinstudium gegen eine Schauspiel-Ausbildung am Max Reinhardt-Seminar, die er 1948 abschloss. Als jugendlicher Komiker schlug er sich in kleinen Rollen in Operetten und Lustspielen am Wiener Bürgertheater durch, spielte im Kabarett und beim Sender Rot-Weiß-Rot, bis er 1952 sein Glück als Schlagersänger versuchte.

Schon sein erstes Lied "Die Beine der Dolores" wurde ein voller Erfolg. 1952 heiratete er seine große Liebe, die Schauspielerin Hilde Haagen, die ihre Karriere aufgab, um künftig jene ihres Mannes zu managen. Franz Antel holte den Hitparaden-Stürmer 1954 mit "Verliebte Leute" zum Film. Es folgten "Liebe, Tanz und 1000 Schlager" und "Bonjour, Kathrin" mit Caterina Valente, "Kriminaltango" mit Vivi Bach oder "Im weißen Rössl" mit Waltraut Haas, "Graf Bobby, der Schrecken des Wilden Westens" mit Gunther Philipp und "Hauptsache Ferien" mit Christiane Hörbiger. Mit Operettenfilmen wie "Hochzeitsnacht im Paradies" oder "Die lustige Witwe" eroberte er weitere Publikumsschichten und den Ruf eines Großmeisters des Wiener Charme und Schmäh.

TV machte Alexander zum Superstar

Peter Alexander spielt Klavier aufgenommen im November 1986
Peter Alexander spielt Klavier aufgenommen im November 1986(c) APA (dpa)

Im Fernsehen etablierte sich der Entertainer endgültig als Superstar. Ab 1969 hatte er eine eigene TV-Show, "Peter Alexanders Wunschkonzert" des Jahres 1973 erreichte mit 79 Prozent Einschaltquoten deutschen Rekord. Auch in Österreich war der "Gigant des Showbusiness", wie Rudi Carell ihn nannte, mit seinen Shows ein sicherer Publikumsmagnet. Als verschmitzter Lausbub mit dem charakteristischen, ein wenig schüchternen Samtblick hat "Peter der Große" das Kunststück fertig gebracht, sich über Jahrzehnte als Spitzenstar der deutschsprachigen Unterhaltungsbranche zu behaupten - am Schlagerhimmel der 50er Jahre, als Filmzugpferd in den Sechziger-Jahren und später als Rekordhalter der Fernseh-Einschaltquoten.



Schon lange vor Thomas Gottschalk schaffte es Alexander, wirkliche Stars in seinen Fernseh-Shows begrüßen zu können. Dazu gehörten Mireille Mathieu, Milva, Agnes Baltsa und Placido Domingo. Auch Gilbert Becaud, Barry Manilow, Tom Jones, Johnny Cash, Richard Chamberlain, Montserrat Caballe und Liza Minelli waren bei ihm. Die beiden Diven sangen mit ihm in der allerletzten Peter Alexander Show 1995, der nur mehr ein ORF-Geburtstagsspecial im Juni 1996 folgte: "Was sind schon siebzig Jahre?". Aus der zum gewohnten Weihnachtstermin 1996 geplanten Show wurde erstmals nichts. Es kam keine Einigung mit dem ORF zustande, aber der Altmeister wollte sowieso etwas leiser treten.

Distanz zum neuen Fernsehen

Peter Alexander mit seiner Frau Hilde in München im Dezember 1993
Peter Alexander mit seiner Frau Hilde in München im Dezember 1993 (c) APA (Istvan Bajzat)

Drei Jahre später kündigte der Pensionist Alexander sein Comeback in Form einer großen TV-Show im Jahr 2000 an, die allerdings auch nicht realisiert wurde. Überhaupt gefiel dem Fernsehstar die Entwicklung des Mediums immer weniger: "Das Fernsehen ist so brutal, ordinär und billig geworden. In wenigen Jahren sind so ziemlich alle Tabus gefallen, und der gute Geschmack ist auf der Strecke geblieben", meinte Alexander in einem Interview 2001. Auch zu seinem 75. Geburtstag erfreute er die Fans mit keiner neuen Show mehr. Ehefrau und Managerin Hilde, liebevoll Schnurrdiburr genannt, empfand die angebotenen Drehbücher als zu schlecht, wie es hieß. Auch seiner ORF-Geburtstagsshow "Die Traumschiffgala: Zum achzigsten Geburtstag von Peter Alexander" blieb der Entertainer fern und bedankte sich lediglich in einer Videozuspielung.

Private Schicksalsschläge

INFO

Peter Alexander - Sein Leben im Rückblick
Peter Alexander - Sein Leben im Rückblick(c) APA (Grafik)

Sein größter Wunsch war es, "wenn es Zeit ist, vor Schnurrdiburr zu gehen", wie er einmal sagte. Im Jahr 2003 erlag seine Ehefrau den Spätfolgen eines Oberschenkelhalsbruches. Als letzten Schicksalsschlag musste Peter Alexander schließlich vor zwei Jahren den Tod seiner Tochter Susanne Neumayer-Haindinger hinnehmen, die bei einem Autounfall in Thailand starb.

Peter Alexander, geboren am 30. Juni 1926 in Wien, gilt als singuläre Erscheinung der Unterhaltungsindustrie. Das war er, aber er ließ sich inspirieren von den Großen seiner Zeit: Frank Sinatra, Bill Haley, Heinz Conrads. Alexander nahm Elemente von der angelsächsischen Comedy ebenso auf wie vom frühen angelsächsischen TV. Er sang sogar Soldatenlieder („Mein Freund Johnny“).

Gunther Philipp (1918–2003) war sein köstlichster Filmpartner. Der Film war damals, wie auch heute wieder, eng mit dem Theater verbunden. Mit Fritz Muliar, Robert Lindner drehte Alexander „Verlorene Melodie“, mit Helmut Qualtinger „Glück muss man haben“, mit Caterina Valente „Liebe, Tanz und 1000 Schlager“, mit Dietmar Schönherr und Hans-Joachim Kulenkampff „Bonjour Kathrin“.

ORF2 zeigt am Montag um 20.15 Uhr Alexanders TV-Abschied „Sag beim Abschied leise Servus, Lebenserinnerungen von Peter Alexander“, produziert 1996 aus Anlass des 70. Geburtstags. Nächsten Samstag (19. 2.) ist „Saison in Salzburg“ (ORF2, 11.20 Uhr) zu sehen und um 13.25 Uhr „Charley's Tante“. Am 20. 2. folgt um 14.10 Uhr „Im Weißen Rössl“. s

(Ag./Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Sag beim Abschied leise Servus
Bühne

Sag beim Abschied leise Servus

Peter Alexander, ein großer Entertainer, ein wunderbarer Mensch, ist tot. Die Familie war ihm wichtiger als eine Weltkarriere. Im harten Showbusiness ist er Mensch geblieben.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.