G-20: Kühne Pläne, kleine Schritte und Kompromisse

FRANCE G20 FINANCE MEETING
FRANCE G20 FINANCE MEETING(c) EPA (Ian Langsdon)
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Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy forderte "große Antworten" beim G-20-Treffen in Paris. Das Ergebnis ist überschaubar.

Großes hatte der französische Präsident Nicolas Sarkozy vor: Das Weltwährungssystem wollte er reformieren, schwankende Rohstoffpreise zügeln, Kapitalflüsse regulieren, mehr Geld für Entwicklungshilfe auftun - und dem Ganzen kurz vor der französischen Präsidentschaftswahl 2012 auch noch seinen persönlichen Stempel aufdrücken. Das erste Treffen der G-20-Finanzminister und Notenbankchefs in Paris dürfte ihn ernüchtert haben.

Ja, es ging einen Schritt voran: Es gibt nun gemeinsame Kriterien, um Ungleichgewichte zwischen Wirtschaftsmächten zu beschreiben. Aber bei genauem Hinsehen erweist sich der erste Schritt als nicht besonders groß.

So wollte Deutschland nicht, dass die Außenhandelsbilanz in den Vordergrund gerückt wird, um nicht als starke Exportnation für Ungleichgewichte verantwortlich gemacht zu werden. "Wir arbeiten auch daran, dass die Eurozone als Einheit betrachtet wird", sagte der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble. Im vergangenen Jahr waren die USA mit der Idee einer "Exportbremse" für Deutschland und China auf Granit gestoßen. Demnach sollten führende Exportnationen ihren Handelsüberschuss deckeln und stattdessen mehr für die heimische Nachfrage tun.

Die "großen Antworten", die Sarkozy am Freitagabend in seiner Eröffnungsrede gefordert hatte, blieben die Minister jedenfalls vorerst schuldig. Zwar scheinen alle einig, dass man etwas gegen die starken Schwankungen der Rohstoff- und Lebensmittelpreise tun müsste. Aber wie das konkret aussehen soll, wurde in Paris auch nicht deutlicher.

Mit seiner Forderung nach einer Steuer auf finanzielle Transaktionen kam Sarkozy auch nicht viel weiter. Immerhin sicherte ihm Schäuble zu, dass dies eine gute Idee sei, die man zunächst auf europäischer Ebene angehen könne.

Frankreich verfolgte das G-20-Treffen in erster Linie mit der innenpolitischen Brille. Allerdings nicht, um Sarkozy als souveränen Weltpolitiker zu bewundern, sondern eher, um herauszufinden, was Dominique Strauss-Kahn vorhat. Der Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) könnte bei der Präsidentschaftswahl 2012 gegen Sarkozy antreten - und dann auch von seinem internationalen Renommee profitieren.

Doch "DSK", wie er in Frankreich genannt wird, heizte die Spekulationen um eine Kandidatur nicht an. Möglicherweise reizt ihn doch eine zweite Amtszeit als IWF-Chef - denn die Rolle des IWF soll nach den Vorstellungen der G-20-Finanzminister noch weiter gestärkt werden.

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