Eine Forscherin enttarnt die »Mythen« der Manager.
Das Managerdasein, das frisst einen auf. 70-Stunden-Woche, ständige Verfügbarkeit. Frauen, heißt es oft, schätzen das nicht – ihre „Work-Life-Balance“ sei ihnen wichtiger. Deshalb, so ein gängiges Argument, seien sie in Führungspositionen kaum vertreten. Aber wenn es so zeitaufwendig ist, ein guter Manager zu sein, wendet nun die WU-Professorin Edeltraud Hanappi-Egger ein: Wie können dann Vorstände gleichzeitig gute Aufsichtsräte sein? In Österreich halten Manager zusätzlich bis zu zehn Aufsichtsratsmandate. Diese Zeit müsste ihnen ja eigentlich in ihrem Hauptjob fehlen. Ist das Full-Full-Time-Commitment ein Mythos?
In Unternehmen kursieren Mythen, die, mit Absicht gestreut, zum Ausschluss von „anderen“ führen, schreibt sie in ihrem neuen Buch „The Triple M of Organizations: Man, Management and Myth“ (Springer Verlag). In diesem Fall zum Ausschluss von Frauen. Ein Mythos, das ist für sie nach Roland Barthes scheinbar gesichertes Wissen, das nicht hinterfragt wird.
Ein anderer Mythos geht so: Frauen, sofern es genügend von ihnen gibt, verändern die Unternehmenskultur. Laut Hanappi-Egger ist es umgekehrt: Es sind die Organisationen, die die Frauen verändern. Sie veranschaulicht das am Beispiel weiblicher Softwareentwickler (als Informatikerin spricht sie auch aus Erfahrung): Es gebe keine Belege, dass sich von Frauen entwickelte Programme von den Produkten ihrer männlichen Kollegen unterscheiden. Ähnlich verhält es sich mit dem Habitus: „Weibliche Techniker haben oft mehr mit männlichen Technikern gemeinsam als mit weiblichen Soziologen.“
Bei der Ausbildung qualifizieren sich Frauen auf gleichem Weg wie ihre Kollegen, sie übernehmen die in der Branche üblichen Codes und führen sie fort. Das heißt aber auch, dass Frauen, die es nach oben geschafft haben, ihren Geschlechtsgenossinnen nicht automatisch den Weg ebnen. Weil sie sich dann oft eher verhalten, wie Männer an der Spitze.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.03.2011)