Besuch in Divjaks Zelle

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Am Montagabend wollten Bosniens Außenminister Sven Alkalaj und das Mitglied des Staatspräsidiums Zjelko Komšić den Ex-General im Gefängnis besuchen. Divjak sitzt in Österreich in Auslieferungshaft.

Wien. Die Verhaftung des bosnischen Ex-Generals Jovan Divjak am Flughafen Schwechat zieht immer weitere politische Kreise. Am Montagabend wollten Bosniens Außenminister Sven Alkalaj und das Mitglied des Staatspräsidiums Zjelko Komšić den Ex-General im Gefängnis besuchen. Divjak sitzt in Österreich wegen eines serbischen Haftbefehls in Auslieferungshaft. Die Belgrader Behörden werfen Divjak vor, für den Tod von 40 jugoslawischen Soldaten in Sarajewo 1992 verantwortlich zu sein.

Österreichs Justiz wartet derzeit auf Unterlagen aus Serbien. Anhand dieser Dokumente soll entschieden werden, ob Gründe für eine Auslieferung Divjaks vorliegen. Ein Sprecher des österreichischen Außenamtes stellte aber bereits klar, dass eine Überstellung des Ex-Generals wenig wahrscheinlich sei. „Nach Meinung der Rechtsexperten im Außenministerium ist eine Auslieferung Divjaks an Serbien nicht denkbar. Das sieht auch der Minister so.“ Spindelegger hätte am Montag eigentlich Sarajewo besuchen sollen. Wegen einer Erkrankung musste er die Reise absagen.

Bosniens Botschafter in Österreich, Haris Hrle, begrüßt das Statement Spindeleggers. „Für uns war aber auch schwer denkbar, dass Divjak überhaupt verhaftet wird“, meint Hrle zur „Presse“. Der Botschafter hatte den Ex-General am Montag im Gefängnis besucht. „Er hat die anwesenden Damen mit Handkuss empfangen und war guter Dinge“, erzählt Hrle.

Auf die Aussage des österreichischen Außenamtes, eine Auslieferung an Belgrad sei nicht denkbar, wollte Serbiens Botschafter in Wien, Milovan Božinović, nicht näher eingehen. „Wir kommentieren nicht offizielle österreichische Stellungnahmen“, so Božinović zur „Presse“. Es sei nun eine Sache der Gerichte, über die Causa zu befinden. „Was in Sarajewo mit den 40 Soldaten geschah, war eine Tragödie.“ Es sei in Serbien schwer zu verstehen, dass niemand dafür verantwortlich sein soll.

Im Mai 1992 war ein Abzug der jugoslawischen Truppen aus Sarajewo vereinbart worden. Die abrückenden Soldaten wurden von bosnischen Kämpfern angegriffen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 8. März 2011)

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