„Josef, mach ma 175!“ – Der Rat der Kärntner Slowenen tut den Slowenen nichts Gutes.
Kommentar
Die intensive Beschäftigung mit Kärntner Ortstafeln tut anscheinend nicht gut. Anders ist es nicht zu erklären, wieso ein grundsympathischer Mensch wie Valentin Inzko derart suboptimal rüberkommt wie Sonntagabend im ORF: mal aufgesetzt freundlich, mal beleidigt, mal zornig, mal feilschend wie auf dem Basar.
„Josef, mach ma 175!“, streckte er dem Staatssekretär die Hand entgegen. Doch Ostermayer schlug nicht ein. Konnte er auch gar nicht, ohne die anderen Verhandlungspartner zu brüskieren. Und nicht ganz unerheblich dabei: Hätte Inzko die 175 Tafeln bei den Seinen dann überhaupt durchgebracht? Wohl kaum.
Der Rat mit seiner sturen Haltung tut der Sache der Slowenen nichts Gutes. Natürlich spricht aus entspannter Wiener Sicht nichts dagegen, noch ein paar Tafeln draufzulegen. Nur birgt das wiederum die Gefahr, die „Gegenseite“, die den Kompromiss bisher ohne Murren mitgetragen hat, gegen diesen aufzubringen.
Denn auch sie ist einen weiten Weg gegangen. Seit 1955 sollten die Tafeln stehen. Doch damals – es war erst zehn Jahre her, dass jugoslawische Truppen Südkärnten besetzt hielten – wollte man das den Deutschkärntnern nicht zumuten. 1972 war es dann zumutbar, doch unversöhnliche Radikalinskis rissen sie wieder aus. Nach Jahren des Misstrauens scheint nun aber auch der vorletzte Deutschkärntner kapiert zu haben, dass das Land selbstverständlich aus zwei Volksgruppen besteht. Der Rat sollte diese Einsicht nicht gefährden.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2011)