MAK: Christoph Thun-Hohenstein wird neuer Direktor

Christoph Thun-Hohenstein
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Der Leiter der Kreativagentur "departure" soll die Nachfolge des zurückgetretenen und entlassenen Peter Noever antreten. Thun-Johenstein arbeite "teamorientiert", lobt die Kulturministerin.

Der neue Direktor des Museums für Angewandte Kunst (MAK) heißt Christoph Thun-Hohenstein. Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) und MAK-Kuratoriumsvorsitzender Andreas Treichl stellten den Nachfolger von Peter Noever am Montagvormittag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz vor. Thun-Hohenstein wird sein Amt am 1. September antreten und ist auf fünf Jahre bestellt.

Christoph Thun-Hohenstein, am 16. Februar 1960 in Wolfsberg (Kärnten) geboren, war nach einer Universitäts- und Diplomatenkarriere von 1999 bis 2007 Chef des Kulturforums in New York. Danach übernahm der Doktor der Rechtswissenschaft sowie Politikwissenschaft und Kunstgeschichte die Leitung der Kreativagentur "departure". Die Agentur genießt heute für ihre regen Aktivitäten bei Entwicklung, Vernetzung und Förderung der Kreativwirtschaft einen ausgezeichneten Ruf.

"Wer mich kennt, weiß, dass ich ein Erneuerer bin", sagte der 51-Jährige. "Mut heißt auch, dass man die Größe hat, an Bewährtes anzuknüpfen." Ein Element des Anknüpfens: Martina Kandeler-Fritsch, einst Stellvertreterin Peter Noevers und derzeit interimistische Hauschefin, wird unter Thun-Hohenstein wieder auf die Stellvertreterposition zurückkehren.

Mitarbeiter einbinden

Innovationen solle es vor allem im Bereich der Vermittlung geben. Auch solle die Zahl der Sonderausstellungen gesteigert werden. Ihm schwebe ein offenes Haus der Begegnung vor, sagte Thum-Hohenstein. Design und Architektur sollten als Themen gestärkt werden, aber auch in der Gegenwartskunst müsse man im MAK die Stellung halten: "Ich habe ziemlich klare Vorstellungen, wie das Haus in der Zukunft positioniert werden muss."

Das MAK solle zum "eigenständigen Kreativlabor" werden, der Diskurs mit anderen Institutionen sei zu pflegen - auch im MAK selbst, in dem die Gräben nach den Querelen um Ex-Chef Noever immer noch tief sind. Er wolle die Mitarbeiter bei der Neukonzeption einbinden. Und auch mit den MAK-Stipendiaten werde man enger zusammenarbeiten, so der designierte MAK-Leiter.

Die Geschäftsführung bei der Wiener Kreativförderagentur departure wird Thun-Hohenstein aufgeben.
"Es gibt Herausforderungen und Gelegenheiten im Leben, die kommen nur einmal. Und das MAK ist eines der faszinierendsten Museen überhaupt", sagte der 51-Jährige. Deshalb müsse er bekennen: "Auch ein bisschen Demut schwingt mit."

Keine formelle Bewerbung

Formell beworben hat sich Thun-Hohenstein übrigens nicht, sondern während der Ausschreibung sein Interesse bekundet. Rechnet man diese und eine weitere informelle Interessensbekundung hinzu, haben sich in Summe 58 Menschen um die MAK-Leitung beworben, 31 Männer und 27 Frauen. Davon kamen 36 Bewerbungen aus Österreich, 22 aus dem Ausland, so Schmied.

Die Kulturministerin unterstrich die "enge Abstimmung" mit Kuratoriumschef Andreas Treichl bei der Personalentscheidung: "Für mich sind diese Entscheidungen nicht delegierbar. Aber jeder, der mich kennt, weiß, dass ich diese Entscheidungen nicht autistisch an meinem Schreibtisch treffe."

Für Schmied wesentlich: Er ist "teamorientiert"

"Christoph Thun-Hohenstein ist ein Garant dafür, dass das MAK als offenes Haus in die Zukunft geführt wird. Es ist wichtig, dass es in seiner Gesamtheit erhalten bleibt", so Schmied. "Für meine Entscheidung waren die vielseitigen Qualifikationen von Christoph Thun-Hohenstein und seine umfassenden Erfahrungen aus Tätigkeiten im In- und Ausland ausschlaggebend." Auch im Hinblick auf die Stimmungslage im Haus sei sie zuversichtlich: "Hier kommt ein ganz wesentliches Merkmal seiner Persönlichkeit zum Tragen - dass er teamorientiert arbeitet."

Kuratoriumschef Treichl machte seine Erwartung klar, dass "Vieles von dem, was in der Vergangenheit passiert ist, auch in der Zukunft fortgesetzt wird und die Breite des Vorhandenen im MAK in die Öffentlichkeit getragen wird." In der Causa Noever harre man nach wie vor dem Bericht des Rechnungshofs: "Wir nehmen an, dass es spätestens im Oktober einen Rohbericht geben wird."

Skandal um Peter Noever

Noever, der das MAK seit 1986 geleitet hatte, war zuletzt wegen seiner Amtsführung heftig unter Beschuss geraten. Im Februar entschied er sich zum Rücktritt, knapp ein Monat später folgte die fristlose Entlassung durch das MAK-Kuratorium, sowie eine Strafanzeige und ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Untreue. Der finanzielle Schaden für das Museum wurde durch die von Noever im Rahmen "tätiger Reue" hinterlegten 220.000 Euro gedeckt.

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(APA)

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