Das Museum für angewandte Kunst benötigt einen Neustart und hat allerlei Probleme. Der neue Chef hat viel zu tun.
Kommentar
Das Schlimme ist: Wiens Museum für angewandte Kunst (MAK) steht nach 25Jahren der Direktion Peter Noevers fast dort, wo es war, bevor der große Reformator Noever kam. Das Haus wirkt verschlafen, vernachlässigt. Dazu kommt eine teils frustrierte Belegschaft. Was das MAK vor allem braucht, ist Farbe, frischen Wind, Aufbruchstimmung.
Wird der prima vista blass wirkende neue Direktor Christoph Thun-Hohenstein das schaffen? Warum hat er den Posten überhaupt bekommen? War er der beste von fast 60Bewerbern? Wohl kaum, aber er ist etabliert, bekannt, vernetzt, nicht zuletzt mit beiden Großparteien. Thun hat zwar kein Parteibuch, aber er bewährte sich sowohl im „schwarzen“ Diplomatenmilieu als Leiter des New Yorker Kulturforums als auch im roten Wien als Manager der Wiener Ideenagentur „departure“.
Im persönlichen Gespräch verströmt der Jurist und Kunsthistoriker zwar reichlich Formeln. Doch wirkt er auch angenehm seriös, ruhig, sachlich. Die Rolle des Friedensstifters traut man Thun-Hohenstein auf jeden Fall zu. Gemessen wird er sowieso an seinen Taten werden – und daran, ob das MAK den Spagat zwischen Tradition (Wiener Werkstätte) und Aktualität (Design) schafft.
Ministerin Schmied hat pragmatisch entschieden. Thuns Vertrag läuft fünf Jahre. Er steht unter einem wesentlich größeren Erfolgsdruck als sein Vorgänger. Das ist gut.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.05.2011)