EZB legt Fokus auf Bekämpfung der Inflation

(c) AP (MICHAEL PROBST)
  • Drucken

Künftige Chef der Europäischen Zentralbank Mario Draghi sowie Chefvolkswirt Jürgen Stark kündigen Zinserhöhungen an. Dank positiver Konjunkturdaten hat Ankurbelung der Wirtschaft nicht mehr höchste Priorität.

Wien/Apa/Stef. Die Europäische Zentralbank (EZB) rechnet für 2011 mit einer Teuerung von 2,5 Prozent. Das prognostizierten der künftige EZB-Chef Mario Draghi und Chefvolkswirt Jürgen Stark am Mittwoch. Damit wird die Notenbank wie erwartet ihr wichtigstes geldpolitisches Ziel – eine Inflationsrate von unter zwei Prozent – heuer deutlich verfehlen.

Um die steigenden Preise zu bekämpfen, dürfte die Institution den Leitzins von derzeit 1,25 Prozent schon bald anheben. „Wir gehen davon aus, dass das Wachstum anhält. Deswegen besteht ein geringerer Bedarf an fiskal- und geldpolitischer Unterstützung“, sagte Stark der griechischen Zeitung „Kathimerini“.

Gefahr für Griechenland

Soll heißen: Dank positiver Konjunkturdaten hat eine Ankurbelung der Wirtschaft für die EZB nicht mehr höchste Priorität. Höhere Zinsen bergen nämlich die Gefahr, das Wachstum zu bremsen, weil Private ihr Geld eher sparen und Firmen wegen teurerer Kredite weniger investieren. Auf einen genauen Zeitpunkt für den Zinsschritt wollen sich Draghi und Stark nicht festlegen. Experten gehen von einer Anhebung auf 1,5 Prozent im Juli aus.

Für Länder wie Deutschland oder Österreich scheint ein solcher Schritt wegen der hohen Inflation für angebracht. Für das schuldengeplagte Griechenland bedeutet er aber Gefahr. Glaubt man der Politik, will das Land die Zahlungsunfähigkeit vermeiden, indem es sich schon bald wieder über den Kapitalmarkt finanziert. Die Kosten dafür steigen im Einklang mit den Zinsen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.05.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

EZB hebt den Leitzins auf 1,5 Prozent an
International

EZB erhöht Leitzins wie erwartet auf 1,5 Prozent

Die Europäische Zentralbank hebt den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte an. Präsident Trichet sagte, die EZB werde alle Entwicklungen "sehr genau" beobachten.
Ewald Nowotny hält beim leitzins keinen Krisenmodus mehr für nötig
International

Nowotny: Bei Leitzins kein Krisenmodus mehr nötig

"Der Krisenzinssatz ist weg", sagt Nowotny und bewertet den Europa-Aufschwung als selbsttragend. Die Lage in Griechenland, Irland und Portugal sei "durchaus ernst und schwierig".
International

Zinserhöhung durch EZB steht bevor

Sobald die Finanzierung für Griechenland gesichert ist, werden die Zinsen auf zwei, nächstes Jahr auf drei Prozent erhöht werden. Mit konkreten Aussagen hält sich die Notenbank aber bedeckt.
EZB-Chefvolkswirt Stark bringt weitere Zinserhöhung ins Spiel
International

EZB-Stark stellt weitere Zinserhöhung in Aussicht

Die Wirtschaft braucht weniger geldpolitische Unterstützung. Auch Experten gehen davon aus, dass die EZB im Juli ihren Leitzins weiter anhebt.
International

Inflation bleibt hoch: Preistreiber waren Öl und Kaffee

Der Index stieg im April um 3,3 Prozent, das tägliche Leben wurde um 6,7 Prozent teurer. Experten führen auch die niedrigen Zinsen an. Etwas geringer als in Österreich fiel die Teuerung in der Eurozone aus.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.