Die Diskussion um die Sonntagsöffnung ist in einem Tourismusland etwas seltsam.
Kommentar
Wiener, die aus dem Pfingsturlaub im Süden zurückkommen, erleben gleich nach der Ankunft in der „Weltstadt“ eine leicht jenseitige Diskussion: Sie haben am Pfingstsonntag vielleicht beim Billa in Kötschach-Mauthen eine Wurstsemmel, beim Hofer in Selpritsch ein Kilo Bananen oder beim Spar in Velden ein „Tragerl“ Bier gekauft (alle diese und viele andere Geschäfte in Tourismusgebieten haben sonntags nämlich ganztägig geöffnet). Und werden nun in Wien mit einer Gewerkschaftsaktion gegen den Wunsch, die Lugner City ein paarmal im Jahr sonntags aufzusperren, konfrontiert.
Laut Gewerkschaft besteht dafür nämlich „kein Bedarf“. Außerdem müssen natürlich die Beschäftigten geschützt werden. Etwa vor hundertprozentigen Lohnzuschlägen und zusätzlichen freien Tagen. Allerdings nicht in Tourismusgebieten: Im Urlaub will man schließlich auch als ÖGB-Funktionär nicht vor geschlossenen Geschäften stehen.
Woanders nennt man so etwas Wettbewerbsverzerrung, bei uns Ladenschlussregelung. Da kann man nur noch den Kopf schütteln – und Lugner viel Erfolg bei seiner Verfassungsklage gegen die Rollladen-Fetischisten in Gewerkschaft und Wirtschaftskammer wünschen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.06.2011)