Streit um Sonntagsöffnung in der Lugner City

Lugner Richard
Lugner Richard(Harald Hofmeister)
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Lugner will sein Einkaufszentrum auch an Sonntagen öffnen. Eine GPA-Blitzumfrage, bei der die Mitarbeiter dagegen stimmten, lässt ihn kalt.

Richard Lugner stößt mit seinem Wunsch nach fünf bis sechs offenen Sonntagen im Jahr bei den Beschäftigten der Lugner City auf taube Ohren. 94 Prozent wollen am Sonntag nicht arbeiten, ergab eine am Dienstag durchgeführte Blitzumfrage der Gewerkschaft GPA-djp unter 229 Mitarbeitern des Wiener Einkaufszentrums. In Summe arbeiten etwa 500 bis 600 Personen in der Lugner City, pro Tag sind im Schnitt 300 im Einsatz.

"Arbeit am Sonntag bleibt die Ausnahme und wird nicht zur Regel. Dafür kämpfen wir", betonte GPA-Vorsitzender Wolfgang Katzian in einer nach der Auszählung einberufenen Pressekonferenz.

Lugner versteht GPA "überhaupt nicht"

Nicht zur Freude des Baumeisters, der sich über die unangekündigte Befragung der Gewerkschaft samt eingeladener Journalistenschar in seiner Lugner City echauffierte.

"Die Gewerkschaft kann nicht einfach ohne mit mir zu reden Standln aufbauen, Journalisten und Kamerateams einladen und eine Umfrage machen. Das kann es nicht sein", tobte Lugner im Gespräch mit der APA. Das Ergebnis der Umfrage zieht Lugner in Zweifel: "Es ist immer die Frage, inwieweit Umfragen manipuliert sind." Er verstehe das Problem der Gewerkschaft "überhaupt nicht", schließlich bekämen die Mitarbeiter am Sonntag 100 Prozent mehr bezahlt und einen freien Tag.

Beschwerde beim Verfassungsgerichtshof

Lugner hat erst kürzlich gemeinsam mit acht weiteren Geschäftsleuten der Lugner City eine Beschwerde gegen die Ladenöffnungszeiten beim Verfassungsgerichtshof eingebracht.

Lugner sieht nicht ein, warum Händler in Tirol am Sonntag offen haben dürfen, in Wien aber nicht. Die Gewerkschaft argumentiert mit Sonderregelungen in Tourismusregionen und verweist darauf, dass von der Wirtschaft gar keine Vorschläge kommen, beispielsweise im 1. Bezirk, in dem es vor Touristen nur so wimmelt, offen zu halten. Lugner wirft dem Wiener Bürgermeister Michael Häupl vor, in dieser Hinsicht überhaupt nichts für die Geschäftsleute zu tun und fordert daher, dass die Entscheidung künftig bei den Unternehmen selbst liegen soll, ob sie am Sonntag offen haben wollen oder nicht.

"Kein Bedarf an längeren Öffnungszeiten"

Die Gewerkschaft indes will weder am Sonntag noch an den Öffnungszeiten rütteln. "Mehrere Umfragen und Studien zeigen eindeutig, dass kein Bedarf an längeren Öffnungszeiten besteht", sagte Katzian. Die Händler würden dadurch außerdem keinen zusätzlichen Umsatz lukrieren. Die Lugner City scheint hier eine Ausnahme zu sein, Lugner betont immer wieder, dass die Merkur-Filiale zwischen 18.00 und 21.00 Uhr mehr Umsatz erzielt als in den neun Stunden davor.

Das Thema Sonntagsarbeit beschäftigt die Gewerkschaften in ganz Europa. Kommenden Montag wird in Brüssel eine europäische Sonntagsallianz gegründet, kündigte Franz Georg Brantner, der in der GPA für den Bereich Handel zuständig ist, an. In Österreich gibt es die "Allianz für den freien Sonntag" seit vielen Jahren.

(APA)

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