Neuer Muslime-Präsident will mehr Frauenbeteiligung

Islam Sanac
Islam Sanac(c) APA/HELMUT FOHRINGER (Helmut Fohringer)
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Fuat Sanac, der neue Präsident der islamischen Glaubensgemeinschaft, will sich mehr um Begegnung und weniger um Politik kümmern.

Der neue Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ), Fuat Sanac, will eine höhere Frauenbeteiligung in seiner Organisation erreichen. Zudem würden weite Bereiche modernisiert, teilte er bei seiner Antritts-Pressekonferenz am Donnerstag mit. So sollen sich muslimische Vereine stärker ins kommunale Geschehen einbinden, um Ängste und Vorurteile der Bevölkerung abbauen zu helfen.

Von einem "Zukunftsprojekt" sprach Sanac, der am Sonntag zum Nachfolger von Anas Schakfeh als Präsident gewählt wurde: Österreichische Muslime sowie die Glaubensgemeinschaft würden große Verantwortung tragen. So solle in den kommenden Jahren etwa die Infrastruktur ausgebaut werden. Derzeit sei man auf der Suche nach einem neuen Gebäude. Und auch beim Personal will Sanac künftig auf "Professionalisierung" setzen, etwa indem man auf Fachleute anstelle von ehrenamtlichen Mitarbeitern baut.

Ex-Sprecherin übernimmt Frauenagenda

Ein weiterer Punkt auf der Agenda des neuen Präsidenten ist Aufklärungsarbeit - nach innen wie außen. "Statt uns in Verschwörungstheorien zu verlieren und uns zu beklagen, sollten wir uns dafür einsetzen, uns noch mehr zu beteiligen", kündigte er auch mehr Transparenz in der Medienarbeit an. So arbeite die IGGiÖ unter dem neuen Medienreferenten Sejdini Zekirija derzeit an einer neuen Homepage, die zeitgerechter aktualisiert werden soll.

Die ehemalige Sprecherin der IGGiÖ, Carla Amina Baghajati, ist nun Frauenreferentin und soll den Plan nach mehr weiblicher Beteiligung in die Tat umsetzen. Dialog, Partizipation und Vernetzung sind dabei die Schlagwörter, bereits jetzt würden ihr an die 50 Helferinnen zur Seite stehen. Durch solche Maßnahmen hofft Sanac, dass die heimischen Muslime in den kommenden Jahren als fixer Bestandteil der österreichischen Gesellschaft akzeptiert würden. "Wir wollen, dass unsere Jugendlichen mit Stolz sagen können, dass sie österreichische Muslime sind."

"Warnen unsere Leute vor Extremismus"

Zurückhalten will sich die Glaubensgemeinschaft künftig bei der Kommentierung außenpolitischer Ereignisse sowie der Parteipolitik. Sanac will sich laut eigener Aussage lieber "um das Leben in Österreich" kümmern. Bei radikalen Tendenzen sei allerdings der Handlungsspielraum beschränkt: "Wir sind keine Sicherheitsbehörde." Zudem würde die IGGiÖ alles Erdenkliche tun, um in den Vereinen aufzuklären. "Wir warnen unsere Leute vor Extremismus", so Sanac.

Dass der neue Vizepräsident der IGGiÖ, Uysal Nebi, der Autor jenes Schulbuchs ist, das mit Bildern zum Märtyrertod vor Jahren für Aufregung gesorgt hatte, stört Sanac nicht. Märtyrer gebe es in jeder Kultur, meint er. Bei der Schulung von Imamen hofft Sanac, dass bald bessere Möglichkeiten in Österreich zur Verfügung stehen würden. Allerdings: "Wir warten seit 20 Jahren auf eine theologische Fakultät."

(APA)

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